Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER GESTIEFELTE KATER
(Xavier Montsalvatge)
21. Juli 2011
(Premiere: 17 März 2011 in Duisburg)

Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Kinderoper ganz groß

Wenn rund 1.200 Kinder im Grundschulalter die Oper besetzen, ist Zeit für die Zauber- und Märchenoper Der gestiefelte Kater. Jede Diskussion über hustende Mitbesucher ist adhoc obsolet, an Ruhe im Zuschauerraum nicht zu denken. Ein permanentes Raunen durchzieht das junge Publikum, weil es doch so viel zu bestaunen gibt, das sofort dem Sitznachbarn mitgeteilt werden muss. Ein Raunen, das Spaß macht, weil es doch die Begeisterung der lieben Kleinen widerspiegelt. Störender schon die Zischlaute des Begleitpersonals, das vergeblich versucht, Ruhe in den Raum zu bringen.

Svenia Tiedt lässt es in ihrer Inszenierung für die große Bühne an nichts fehlen, was das Kinderherz erfreut. Vom Zeichentrickfilm über das opulente Bühnenbild, über das Elektroauto und wunderbare Kostüme bis zur Pyrotechnik reicht die Bandbreite der Effekte, die den Kindern die Augen leuchten und die Herzen schneller schlagen lassen. Humor, Sanges- und vor allem Spielfreude würzen das kurzweilige Vergnügen.

Eröffnet wird das Spektakel mit der Animation von Gregor Stockmann, die die „Vorgeschichte“ bis zum Auszug des Müllersohns zusammenfasst. Wenn sich die Leinwand hebt, wird die Bühne von Tatjana Ivschina sichtbar. Vier Bilder werden dem Zuschauer innerhalb der folgenden 60 Minuten präsentiert: Eine Brücke in der Stadt, das Schloss des Königs, eine Landschaft mit Fluss und das verzauberte Schloss des Monsters wechseln einander ohne störende Umbaupausen ab. Ivschina zeichnet auch für die Kostüme verantwortlich. Kuschelige Tierfelle, poppige Nixenkostüme, „historische Soldatenuniformen“ bis hin zum barocken Opernkleid der Prinzessin lassen vom diebischen Spaß bis zur großen Oper alle Emotionen wach werden.

Komponist Xavier Montsalvatge stellt keine unüberwindlichen Anforderungen an die Stimmen, und so haben die Akteure ausreichend Luft für viel Bewegung auf der Bühne. Hervorragend Theresa Kronthaler als Kater, der sich wunderbar geschmeidig durch die Handlung windet. Müllerssohn Dmitry Lavrov genügt seiner Rolle, während Melanie Lang der Prinzessin eine schöne Leichtigkeit verleiht und schon mal den großen Auftritt aufblitzen lässt. Das Monster wird von Oleg Bryiak ein wenig gruselig dargestellt, ohne ernsthaft ängstigen zu wollen. Stefan Heidemann als „alter Hase“ gibt den König routiniert und souverän. Die vier hiphoppenden Kaninchen von der Index Junior Company Tanzhaus NRW unter der Leitung von Amelie Jalowy sorgen für mächtig Spaß auf der Bühne.

Der musikalische Leiter Rainer Mühlbach tritt angesichts der kindlichen Begeisterung sichtlich amüsiert ans Podium, muss sich dann aber doch ziemlich konzentrieren, um die Düsseldorfer Symphoniker sicher durch das Fahrwasser der Nebengeräusche aus dem Saal zu führen.

Die eigentliche Leistung aller Beteiligten liegt sicher darin, die Kinder ernstzunehmen und ihnen die Begeisterung für Oper vermitteln zu wollen. Das dürfte an diesem Vormittag gelungen sein. Die Kinder hält es nicht auf den Sitzen. Begeistert applaudieren sie und verlangen immer wieder „Zugabe“. Da geht einem das Herz auf.

Michael S. Zerban

 











 
Fotos: Frank Heller, Pedro Malinowski