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Fakten zur Aufführung 

KONZERT
(Voice of the Nation Ensemble,
Cape Town Opera)
20. Februar 2013
(Einmalige Aufführung)

Amphitheatre Oude Libertas Stellenbosch, Südafrika


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Opernklänge, afrikanisch gewürzt

The Voice of the Nation Ensemble hat mit seinen 24 Sängerinnen und Sängern, das wissen die Eingeweihten, schon etwas Besonderes zu bieten. Dieses Ensemble, im Laufe mehrerer Jahre aus verschiedenen Chören des Theaters langsam zu einem Chor von Berufssängern gewachsen, besticht durch äußeres Auftreten, ausgezeichnete Stimmen und eine erprobte Gesangsdisziplin auf den unterschiedlichen Feldern. Das Abendprogramm bietet ein fröhliches Unterhaltungskonzert. Das alte Amphitheater Oude Libertas in Stellenbosch bietet einen perfekten, überschaubaren Rahmen, und Albert Horne, Dirigent, Chorleiter und begleitender Pianist, hat die Berufssänger bestens vorbereitet und kann sich auf jeden stimmlichen Akzent verlassen. Wieder einmal erleben die Zuhörer einen kleinen Verfremdungseffekt, wenn der geschlossene, kräftige oder wuchtige Klang des Chores nicht voll erklingt und die Open-Air-Atmosphäre ihren Preis fordert. Das bessert sich aber in der zweiten Aufführungshälfte deutlich. Auch einige Sopranstimmen, die zu Beginn zu sehr im Vordergrund klingen, passen sich dann angenehmer ein.

Das Programm, deutlich auf ein älteres europäische Publikum ausgerichtet, reicht von klassischen Opernchören über traditionelle Spirituals und afrikanische Lieder bis hin zu modernen Musicalstücken etwa von Gershwin oder Hawkins Fassung von Oh, Happy Day. Dabei überraschen zunächst die konzertanten, vierstimmigen Sätze der Opernchöre ohne Orchester. Und doch haben Dirigent und Chor keine Mühe, den unterschiedlichen Ausdruck verschiedenster Stücke zu präsentieren. Gleich zu Beginn überzeugen sie mit einem innig-intensiven Gerusalem aus Verdis gleichnamiger Oper. Der Gefangenenchor aus Nabucco klingt ebenso eindringlich wie das choralähnliche Regina coeli aus der Cavalleria Rusticana. In ihren Soloauftritten betont Arline Jaftha bei der Norma-Arie wie auch bei My Man´s Gone Now aus Porgy and Bess mehr die romantische als die dramatische Seite und nutzt dabei die Stärken ihres weichen, ausdrucksstarken Soprans.

Bei der spezifischen Zusammensetzung des Chores kann es nicht verwundern, dass Spirituals und afrikanische Lieder mit rollendem Rhythmus überkommen und besonders erfreuen. Am beeindruckendsten wird für viele Zuhörer das Spiritual Wade in the Water, das der Chor mit viel Inbrunst und Emotionen, aber ohne falsche Affekte authentisch bringt. Hier scheinen Spiritual und konzertantes Arrangement am besten zu verschmelzen.

Neben der ausgezeichneten Chormusik des Voice of the Nation Ensemble prägen zwei Eindrücke diesen Abend: Zum einen die ungewohnte konzertante Fassung zahlreicher bekannter Opernstücke - zum anderen eine fröhlich-beschwingte musikalische Grundstimmung, die man nur dem besonderen Verhältnis der vorwiegend schwarz-afrikanischen Sängerinnen und Sängern zu ihrer Musik zuschreiben kann.

Voice of the Nation Ensemble - das trifft in doppeltem Sinne zu. Die ethnische Zusammensetzung des Chores spiegelt wirklich das bunte Gemisch unterschiedlichster Volksgruppen in Südafrika wider, und inzwischen wird der Chor weltweit als musikalische Stimme Südafrikas wahr genommen - so zuletzt neben den Opernchören aus Bayreuth, Moskau und den Niederlanden bei seiner Nominierung für den Chorus of the Year International Opera Award. Das wahrzunehmen und zu würdigen, haben die abendlichen Zuhörer kaum Gelegenheit. Eine rigorose Lichtregie schaltet nach kurzer Zugabe und noch kürzerem Applaus das Licht ab – schade. Ensemble und Dirigent haben mehr Anerkennung verdient.

Horst Dichanz, zur Zeit Stellenbosch





Fotos: Opernnetz