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Fakten zur Aufführung 

CARMINA BURANA
(Carl Orff)
24. Februar 2013
(Einmalige Aufführung)

Amphitheatre Oude Libertas Stellenbosch, Südafrika


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Orff im Wyneland

Eigentlich sind die Voraussetzungen für eine lebensfrohe, pralle Carmina-Aufführung hier in Stellenbosch, Südafrika, hervorragend. Klima, Temperaturen, eine Openair-Atmosphäre und der Wein, der zu jeder Aufführung dazu gehört, fast „ in taberna“.

Wie häufig bei Carmina-Aufführungen, hat sich Richard Cock, der Dirigent mit südafrikanischer und britischer Erfahrung, zu einem ersten Teil entschlossen, in dem die Pianisten Francois du Toit und Franklin Larey Piano-Stücke für zwei Klaviere und eine Percussion-Gruppe moderne Kompositionen von Bach, Brodmann, Francis Poulenc und Fisher Tull aufführen, technisch ausgereift, die Percussionsgruppe sicher und kontrolliert, im Ausdruck aber arg akademisch kühl – ein Gegensatz zu Orff.

Richard Cock führt seine Hörer, mehrheitlich weißes Urlaubspublikum, vor jedem größeren Teil in die Stücke und Abschnitte des Programms ein, witzig, sachkundig, ein wenig volkstümlich. Er scheint sein Publikum zu kennen, es kennt ihn. Die so vorbereiteten Hörer warten mit Spannung auf den Einsatz von Oh Fortuna, der nur mäßig gelingt. Volumen des Einsatzes und Präzision des Rhythmus' sind noch nicht voll da. Der etwa 70-köpfige Symphony Choir of Cape Town, ein Laienchor, hat, wie sich im weiteren Verlauf zeigt, einige Probleme mit der durchaus schwierigen Artikulation der häufig sehr schnellen Texte, auch liegt Südafrikanern das Lateinische wohl nur bedingt. Im Fortune plange fehlen klare, spitze Tenöre, das sanftere Veris leta facies gelingt deutlich besser. In mehreren Sätzen vermisst man einen kräftigen Chor mit deutlichen Akzenten, den auch Richard Cock mit lässigem Dirigat nicht genügend fordert. Manches europäisch gewohnte Ohr, das die prallen Lebenszeichen der Orffschen Musik besonders liebt, mag sich über eine eher zurück genommene Interpretation wundern. Schade, wenn auch verständlich, dass Cock den Kinderchor von dem Sopranstimmen singen lassen muss, die doch nicht ganz den hellen Kinderklang erreichen.

Die Solisten des Abends bieten diese Akzente dann überzeugend. Nichalas Nicolaidis überrascht und überzeugt mit erstaunlichem Stimmvolumen, das von der Baritonlage bis zum Countertenor reicht. Das Cignus ustus gelingt bestens. Magdalene Minnaar bringt mit weich klingendem Sopran das Amor volat und weitere Passagen ohne Mühe auch in sehr hohen Lagen. Beim In trutina gelingt ihr ein besonders schöner Ausdruck.

Nach einem unterhaltsamen Abend bedanken sich die Zuhörer für neue Percussionsklänge und eine verhaltene Carmina Burana mit reichlichem Beifall.

Horst Dichanz, z.Zt. Stellenbosch





Fotos: Opernnetz