Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

SAUL
(Georg Friedrich Händel)
17. Juli 2011
(Premiere 10. Juli 2011)

Buxton Opera Festival


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Händel distinguiert

Buxton im Peak District, ein viktorianischer Badeort (bis 1970) ist mit seinem stil-authentischen Edwardian Opera House  seit 1979 Standort eines atmosphärereichen Opern-Festivals: Händel, Zeitgenossen, Maxwell Davies,  englische Opern-Tradition. In diesem Jahr – neben Donizetti, Thomas, Monteverdi und Turnage – Händels Saul.

Im wundervoll-assoziationsstimulierenden Opernhaus spielt das hoch spezialisierte Orchestra of the Sixteen unter dem akribisch leitenden Harry Christophers eine Händel-Interpretation von distinguierter Eleganz: Zurückhaltend in den Eruptionen, feinfühlig im perfekten Zusammenspiel, sensibel in der Sänger-Begleitung - aber eben von solcher Dezenz, die den Händel-Furor  einebnet und den Affekten wenige Chancen zum Ausdruck gibt.

In der biblischen Geschichte um König Saul und die intrigante Liebesgeschichte um den jungen David und Sauls Töchter Merab und Michal hat die Böse die attraktiveren Arien: Ruby Hughes beeindruckt mit stimmsicheren Höhen, während Elizabeth Atherton mit den eher lyrischen Klängen der Merab vor großen Herausforderungen  in den geforderten Höhen steht. Anne Marie Gibbons gibt dem naiv-kämpferisch-verliebten David darstellerisch glaubwürdige Präsenz, überzeugt mit hell-klarem Klang, interpretationssicher in allen Lagen. Jonathan Best verkörpert einen aggressiv-zweifelnden Saul, setzt seine stimmliche Kraft eher zurückhaltend ein, wird nicht zur affektiv-tragischen Figur mit ihren immanenten Widersprüchen.

Der Buxton Festival Chorus singt kollektiv professionell abgestimmt, bleibt darstellerisch steif und vermittelt wenig dramatische Aktion.

Das liegt offenkundig an der defizitären Personenführung und der total missratenen Inszenierungsidee der Regisseurin Olivia Fuchs. Da wird das überholte Konzept der „Aktualisierung“ bemüht, Saul ist der amerikanische Präsident anno 1946, David der Atombomber-Pilot auf Hiroshima, später der Heerführer im Koreakrieg: Das stimmt historisch vorn und hinten nicht – und aus Saul lässt sich kein Eisenhower machen und aus dem David kein Kennedy. Man fragt sich, wie ein solcher Nonsens auf eine renommierte Bühne gelangen konnte!

Yannis Thavoris stellt ein paar phantasielose Kuben mit Stufen auf die Bühne: Eine erlebbare bedeutungsvolle Szenerie ist das nicht!

Das Buxton Opera House ist nicht voll besetzt; die Aufmerksamkeit des Auditoriums ist sehr konzentriert, der Applaus wohl nicht nur englisch-unterkühlt – sondern geprägt von der Enttäuschung ob der irritierenden Performance.

Franz R. Stuke


 
Foto: Buxton Opera Festival