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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
30. April 2012
(Premiere am 15. April 2012)

Opera Nova Bydgoszcz


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Mut zu Mozart

Zwischen den Tagen, wenn also beim Opernfestival in Bydgoszcz nicht gerade eine Premiere, ein Gastspiel oder sonst ein Höhepunkt ansteht, bekommen Studenten die Gelegenheit, ihre Künste zu präsentieren. Im kleinen Saal der Opera Nova haben sich heute die Studenten der Musikakademie von Posen eingefunden, um einem recht kleinen, aber hoch interessierten Publikum die Zauberflöte zu präsentieren. Zwischen der kleinen Bühne und den Zuschauerreihen ist das Orchester eingepfercht. Anspannung liegt in der Luft. Regisseurin Natalia Babinska hat eine weiße Fläche gewählt, auf der ein Podest und drei Stellwände Platz finden. Die Kostüme von Paulina Domaszewska sind, von einigen witzigen Einfällen wie beleuchteten Turbanen abgesehen, eher den Kleiderschränken der jungen Leute entliehen, wobei sie durchaus geeignet sind, die Rollen zu charakterisieren. Es geht also nicht darum, durch ein üppiges Bühnenbild zu beeindrucken, sondern einen würdigen Rahmen für die jungen Sängerdarstellerinnen zu schaffen. Die können sich hier ausprobieren und präsentieren. Es ist nicht ihre erste Vorstellung, aber die erste Aufführung in der Opera Nova von Bydgoszcz. Niemand erwartet hier Perfektion, wohl aber Spielfreude – und dazu sollte die Zauberflöte sich wohl eignen.

Gesungen wird tatsächlich auf Deutsch, gesprochen auf Polnisch. Nicht das Polnische klingt merkwürdig, wohl aber, wenn Bartosz Borula den Tamino deutsch singt. Er versteht nicht wirklich, so der Eindruck, was er singt, legt aber die Rolle schon mal wie ein Alter an. Sehr dramatisch, sehr bewegungsreduziert und mit sehr ernstem Gesichtsausdruck. Das nimmt ihm die Leichtigkeit und damit auch von seiner Wirkung. Die entfaltet Grzegorz Sobczak als Papageno umso mehr. Herrlich leicht, gelöst, professionell lebt er den Vogelhändler, so dass jeder Auftritt ein neues Vergnügen ist. Spaß macht auch zu sehen und zu hören, wie Maria Rozynek als Königin der Nacht, Joanna Piasecka als Pamina und die drei Damen Lidia Węgryn, Maria Jakulska und Justyna Sroka sich um ihre Rollen bemühen. Eine Beurteilung der Stimmen im Einzelnen verbietet sich, weil sie dem Bemühen nicht gerecht würden. Das gilt auch für die Herren. Charoan Zuo als Monostatos und Hubert Walawski als Kaplan spielen die Würde ihrer Rollen in den Vordergrund, was der polnischen Mentalität entgegenzukommen scheint. Einzig  Łukasz Kocur als Drugi Zbrojny versucht es auch schon mal mit Humor – und das kommt an. Die Kinder Weronika Ludwiczak, Malwina Postaremczak und Agata Trynka sind mit eben kindlichem Eifer dabei, ihre Rollen zu singen, lassen den Dirigenten dabei am liebsten gar nicht aus den Augen. Diese Ernsthaftigkeit wiederum ist eine Freude. Gegen Ende gehen der Regisseurin die Ideen aus, und so bleibt der Schluss ebenso blass wie der Auftritt von Maria Penc als Papagena.

Adam Banaszak hat sichtlich Freude an seiner Truppe. Er dirigiert Solisten, Kinder, Chor und Orchester mit viel Engagement, versucht über Gepatztes hinwegzuhören und die gute Laune auf die Akteure zu übertragen. Das ist schön anzuschauen und noch viel schöner anzuhören. Auch die Glocken aus dem Keyboard entbehren eines gewissen Reizes nicht.

So gelingt insgesamt ein hocherfreulicher Abend, an dem die Studenten sich im Ergebnis zu Recht feiern dürfen. Dem schließt  sich auch das Publikum mit nachhaltigem Applaus und zahlreichen Gratulationen an. Einen Grzegorz Sobczak wird man sich in jedem Fall merken müssen.

Michael S. Zerban

 





Fotos: Mikolaj Bosch