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Fakten zur Aufführung 

HERZOG BLAUBARTS BURG
(Béla Bartók)
DIDO UND AENEAS
(Henry Purcell)
12. März 2011 (Premiere)

Theater Bremerhaven


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Interview

Franz R. Stuke im Gespräch mit Intendant Ulrich Mokrusch.

 

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Böse Kräfte

Frauen – Judith und Dido – scheinen ihr „Glück“ gefunden zu haben. Doch die Männer – Blaubart und Aeneas – werden beherrscht von sinister-magischen Kräften: sie enden entweder im ewigen Dunkel eines zwangsläufigen Schicksals (Blaubart) oder auf unsicherem Kurs in eine magische Zukunft (Aeneas) – doch den Frauen bleibt in diesen Welten machohafter Phantasmagorien nur der gnadenlose Opfertod.

In Bremerhaven inszeniert Andrej Woron unausweichliche Gänge in den Tod, geheimnisvolle böse Kräfte und vergebliche Hoffnungen auf (weibliche) Liebes-Erfüllung. Allerdings: Woron vermittelt die Hoffnung auf Transzendenz – beide Frauen „überleben“ als Ikonen der Liebe!

Worons Bühne setzt auf eindeutige Zeichen: schwarze Bühne im Blaubart mit Öffnungen in die Versenkungen als die geheimnisvoll-bedrohenden Zellen des kommenden Unheils; ein goldglänzender Bühnenboden mit auftauchenden Symbolen sexueller Bezüge. Die offensichtlich gut funktionierende Bühnentechnik wird zum kreativen Element – und Worons Kostüm-Imaginationen provozieren spontanen Szenen-Applaus!

Sanja Anastasia gibt der liebend-mißtrauischen Judith intensiven Ausdruck, setzt ihre flexible Stimme mit beeindruckenden Tiefen und dramatischen Höhen effektvoll ein – und vermittelt als Zauberin die Magie des Bösen. Werner Kraus gibt dem Blaubart nicht nur brutale Statur – vermag auch stimmlich existenzielle Selbstzweifel zu interpretieren. Mit Pinelopi Argyropoulou ist eine munter-kommunikative Belinda zu hören; Peter Kubik spielt und singt einen „coolen“ Aeneas. Ann Juliette Schindewolf beherrscht als liebend-verstörte Dido den Purcell-Klang par excellence: emotionalisierend, beeindruckend in der englischen Diktion, im Lamento hinreißend!

Das Bremerhavener Ensemble überzeugt mit kompetentem Engagement. Extra-Lob für Katharina Kühn, die beide Hexen mit unterschiedlichen Stimmlagen singt und beide Rollen mit Verve spielt - und für Daniel Kim, dem ein prima intonierender Matrose gelingt!

Darstellerisch – auch individuell! – hochpräsent der Bremerhavener Opernchor (Leitung Ilia Bilenko); stimmlich ein kompaktes Kollektiv – allerdings mit wenig Mut zur überbordenden Leidenschaftlichkeit in den anfeuernden Gesängen!

Stephan Tetzlaff gelingt die Doppel-Aufgabe – Bartók 1918, Purcell 1690 – mit dem Städtischen Orchester Bremerhaven äußerst vortrefflich: Vor allem die vorbereitende Arbeit – mit Theorbe im Purcell – zahlt sich aus. Sowohl der diffizil-„moderne“ Bartók-Ton mit seinen verstörenden Dissonanzen als auch der barock-vitale Klang Purcells werden zum Hör-Erlebnis und zu dramatisch stimulierender Handlungs-Interpretation.

Das Publikum im schnieken Bremerhavener Theater folgt mit gebannter Aufmerksamkeit – und dankt mit begeistertem Applaus! Ein Opern-Wunder im Hohen Norden? Man wird sehen.

Franz R. Stuke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 






Fotos: Heiko Sandelmann