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Fakten zur Aufführung 

DAS LAND DES LÄCHELNS
(Franz Léhar)
28. Dezember 2011
(Premiere am 3. Dezember 2011)

Theater Bremen


Points of Honor                      

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Kulturen-Mix

Da hat die Bremer Oper großen investigativen Aufwand betrieben, um der so spezifischen musikalischen Entstehungsgeschichte auf die Spur zu kommen. Und das liest sich im Programmheft durchaus erhellend – nicht nur, wie aus der Gelben Jacke, der ursprüngliche Titel, von 1923 ein „500-seitiges chaotisches Klebwerk mit Versatzstücken, ... neu geschriebenen Teilen, ... mit rotem und blauem Buntstift abgeändert“ die 1929er Fassung entstand, sondern auch, wie die Berliner Premiere kommerziell vorbereitet wurde, welche Rolle dabei die Schelllackplatten-Industrie spielte und der Super-Star Richard Tauber. Dazu kommt Léhars Schritt in den Grenzbereich zur Oper, inklusive spezifischer Besetzungs-Probleme.

Musikalisch entwickelt Florian Ziemen mit den Bremer Philharmonikern einen differenzierten „Opern“-Klang, gibt Gelegenheit zu dynamischen Kontrasten, atmosphärisch-dichten Passagen und stimulierender Sänger-Begleitung.

Luis Olivares Sandoval singt im Stil der italienischen Schule, nuancenreich, legatosicher, mit farbenreichem Timbre. Peggy Steiner gibt der Lisa prononcierten Ausdruck, artikuliert präzise und vermittelt sprühend-leuchtende Effekte. Marysol Schalit verleiht der Mi Soubretten-Perfektion, Christoph Heinrich ist ein spielerisch-flexibler Gustl, und Guido Gallmann als Tschang und Susanna Schrader als Obereunuch präsentieren Figuren der karikierten Operette in Perfektion.

Gemäß dem Bremer Konzept der Sparten-Kooperation sind jugendliche Tänzer in ungewöhnlichen Rollen zu erleben – so, wie der prima intonierende Chor unter der Leitung von Daniel Mayr die Rollen-Aufgaben bravourös erfüllt.

Allein Lukas Langhoffs Regie verliert sich in „komischen“ Attitüden, lässt Leuchten von den Wänden fallen, spielt auf den Großen Führer Mao an, verwechselt ihn aber wohl mit Nordkoreas „Führer“, vermischt unterschiedliche historische Epochen von der k.u.k.-Zeit bis zur Gegenwart und platziert überflüssige Witzchen wie das Schleppen einer Beck's-Bier-Kiste. So what?

Alexander Wolfs vielschichtig materiell und thematisch irritierende Bühne lässt die Bedeutung offen, so wie auch die durch die Kulturen changierenden Kostüme von Ines Buresch.

Für das ungemein erwartungsvolle Publikum ergeben sich immer wieder Phasen platter Belustigung und bizarrer Verweise. Was bleibt, ist das Vergnügen an kultivierter Musik und sensiblem Gesang – und die evidente Erkenntnis, dass der demonstrierte Kulturen-Mix in Desillusionierung endet.

Franz R. Stuke

 



Fotos: Jörg Landsberg