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Fakten zur Aufführung 

DER ZIGEUNERBARON
(Johann Strauß)
15. November 2013
(Premiere am 12. Oktober 2013)

Staatstheater Braunschweig


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Das ganze Halbe

In der Staatsoper Braunschweig findet seit mehreren Jahren pro Spielzeit eine Produktion in Kooperation mit der Kammeroper Schloss Rheinsberg statt, die nur wenige Male auch in Braunschweig gespielt wird. Überwiegend junge Sängerinnen und Sänger bekommen auf diese Weise die Möglichkeit, sich auf einer großen Bühne zu präsentieren. In einer halbszenischen Aufführung wird der Zauberbaron von Johann Strauß präsentiert. Damit der Zuschauer der Handlung besser folgen kann, wurde der Figur des Conte Carnero ein Erzähltext geschrieben. Eine kluge Idee, die Texte hätten allerdings spritziger sein dürfen. Insgesamt fehlt das schauspielerische Miteinander – Beziehungen entstehen, ohne dass man deren Verlauf bemerkt – und auch das Zeigen von Gefühlen bleibt recht verhalten. Viel ist allerdings der halbszenischen Umsetzung des lebhaften Geschehens geschuldet.

Die Bühne ist aufgrund der halbszenischen Aufführung eher schlicht gehalten: Auf Stühlen im hinteren Teil sitzen der KonzertChor Braunschweig und der theatereigene Chor, insgesamt gut 80 Personen, im Vordergrund sind lediglich einige Milchkannen, Fässer und ein Baumstamm zu sehen, die das ländliche Ambiente darstellen. Auf einer Leinwand prangt zudem ein riesiges Bild von Schweinen. Verantwortlich hierfür und für die Kostüme ist Martien Withoot. Brav in Schwarz gekleidet, erscheint der Chor, hauptsächlich in blau die anderen Schauspieler. Besonders die beiden Zigeunerinnen mit ihren riesigen Ohrringen, den Amuletten und der wilden Mähne stechen hervor.

Daniel Hellmann gibt den leicht kauzigen Conte Carnero mit sehr schönem Bariton. Eine wunderbare Besetzung ist auch Sofi Lorentzen als Czipra mit ihrem runden, durchgebildeten Mezzo. Mehrzad Montazeri gibt mit seinem strahlenden, kräftigen Tenor ihren attraktiven Ehemann Sándor Barinkay. In der Rolle des Schweinefürsten Kálmán Zsupán tritt Kong Seok Choi schauspielerisch etwas zu zurückhaltend auf, seine bassgewaltige Stimme gibt der Figur aber die nötige Stärke. Als seine Tochter Arsena tritt Marija Mitić mit differenzierungs- und wandlungsfähigem Sopran auf, ihre Gouvernante Mirabella, gegeben von Carolin Löffler, zeigt eine großartige schauspielerisch Agilität, untermalt von einem gut geführten Sopran. Mine Yücel als Zigeunertochter Saffi blüht in ihrer Rolle im Lauf der Handlung richtig auf, ebenso ihr runder Sopran. In der Rolle des Ottokar fügt sich Karol Lizak mit apartem Tenor gut ins Ensemble ein. Voluminös und klangschön intoniert Byeong in Park als selbstsicherer Graf Homonay.

Die Orchesterleitung hat Johanna Motter, die auch den Chor einstudiert hat. Sie hat bisweilen nicht daran gedacht, dass sich die jungen Stimmen in Volumen und Lautstärke noch nicht vollends entfaltet haben, so dass die Textverständlichkeit mitunter extrem leidet. Ansonsten leitet sie das Staatsorchester sicher und klangschön durch die Partie.

Fantastisch intonieren der Chor und der KonzertChor, letzterer einstudiert von Matthias Stanze. Die Chöre verschmelzen zu einem Klangkorpus, der eine eindrucksvolle kollektive Leistung bringt.

Diesem lebhaften Stück mit seinen vielen Wendungen hätte sicherlich eine szenische Aufführung gut getan. Die tolle Leistung des Ensembles wird trotzdem mit viel Applaus belohnt.

Agnes Beckmann

Fotos: Karl-Bernd Karwasz