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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
14. Oktober 2011
(Premiere)

Staatstheater Braunschweig


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Fröhlich-beschwingteTraumreise

Die Zauberflöte gehört zu den bekanntesten und am häufigsten aufgeführten Opern, viele Stücke daraus ziehen den Hörer direkt in ihren Bann. Andreas N. Tarkmann hat sich nun im Auftrag des Staatstheater Braunschweig der Aufgabe gestellt, das Orchester auf elf Spieler zu reduzieren. Herausgekommen ist eine Bearbeitung für jeweils einfache Bläserbesetzung und ein Streichquintett, die das Werk in einem kammermusikalischen Rahmen präsentieren. Man mag sich streiten, ob einzelne Stimmen dadurch nicht ab und an zu dünn sind, der allgemeinen Begeisterung tut das keinen Abbruch.

Aniara Amos hat eine eigene Fassung der Zauberflöte erarbeitet, die statt dreieinhalb "nur" zweieinviertel Stunden dauert und für Kinder ab 11 geeignet sein soll. Der Kürzung zum Opfer fallen ganz klar der Chor und deshalb auch sehr bekannte Stücke wie der Marsch der Priester. Zudem büßt die Oper durch die Doppelbesetzung der Damen und Knaben in ihrer Mystik ein. Nichtsdestotrotz leiden weder die Handlung noch das Verständnis der eng an der Vorlage gehaltenen Oper darunter. Amos versetzt lediglich den Handlungsrahmen ins Diesseits: Tamino wird von einer Dame mit Pudel in der Empfangshalle eines Flughafens mit einem ihrer Gepäckstücke versehentlich knockout geschlagen und träumt nun von eben jener in seinen Phantasien weiter. Auch die Pudel erscheinen wieder, denn die drei Knaben der Königin der Nacht werden als solche dargestellt. In der Schlussszene wird Tamino durch die Dame – es ist tatsächlich Pamina – wieder aufgeweckt, und es ist zu vermuten, dass sich sein Leben mit den im Traum bestandenen Prüfungen weitgehend verändern wird.

Das Bühnenbild von Roy Spahn ist einfach gehalten. Im Zentrum steht der Begriff reisen, der in jeder Szene mit verschiedenen Arten von Koffern versinnbildlicht wird. So wird Taminos Traumsequenz durch den gigantischen Inhalt eines Koffers wie eine Art dreidimensionaler Wandtapete dargestellt: Da gibt es ein Buch, durch das die Akteure herein- und herausspazieren und riesenhafte Hemdtaschen, aus denen Figuren hervorschauen. Im zweiten Akt werden durch mehrere hintereinander stehende fluoreszierende Kofferkonturen die einzelnen internen und tatsächlichen Prüfungen der Protagonisten durch stetiges Voranschreiten durch die Umrisse dargestellt. Besonders phantasievoll ist allerdings eine der letzten Szenen, in denen sich die Bühne in eine Art Marionettentheater mit den Schauspielern als Marionetten verwandelt. 

Absolut überzeugen in seiner Rolle als Papageno kann Malte Roesner in seiner  liebevoll-unbedarften Art, sich auf der Bühne zu bewegen, und durch den Spaß am Spielen und Singen, den der Zuschauer ihm wahrlich abnimmt. Matthias Stier, dessen Stimme im ersten Akt noch etwas eng wirkt, im zweiten Aufzug aber offener wird, spielt den Tamino. Den weiblichen Gegenpart, Pamina und Papagena in Personalunion, übernimmt Simone Lichtenstein. Sie bewegt sich ohne Schwierigkeiten durchaus zufriedenstellend durch den Abend. Dae-Bum Lee hat die Rolle des Sarastro inne. Schade ist, dass durch die Maske, die er trägt, ein Resonanzraum entsteht, der die Stimme hohl klingen lässt. Der kurze Auftritt als maskenfreier Geharnischter erfreut hingegen durch seinen wohlklingenden Bass. Ähnliches gilt für Steffen Doberauer, der als maskierter Monostatos sowie als Priester und erstem Geharnischten gleich in drei Rollen zu sehen ist. Auch Aurora Perry zeigt mit der Königin der Nacht, der ersten Dame und dem ersten Knaben ihr ganzes stimmliches Können und liefert einen einwandfreien, guten und überzeugenden Auftritt ab. Schlussendlich spielen Moran Abouloff und Sarah Ferede die zweite und dritte Dame sowie den zweiten, aber auch dritten Knaben. Die Stimmen sind voluminös und werden aufgrund der Doppelbesetzung manchmal fast übermächtig, trotzdem geben sie dem Stück etwas Verbindliches, etwas, das immer wieder auftaucht und dessen sich der Zuschauer gewiss sein kann.

Die musikalische Leitung liegt in den Händen von György Mészáros. An einigen Stellen könnte das Zusammenspiel zwischen Musikern und Sängern auf der Bühne präziser sein. Insgesamt führt er aber dennoch schwungvoll durch den Abend.

Das Publikum zeigt sich von der Inszenierung begeistert. Die vielen sehr durchdachten lustigen Details und Szenen kommen bestens an. Die Frage eines Kindes an die Mutter, warum sich Papageno denn aus nicht erfüllter Liebe umbringen wolle, zeigt aber auch, dass die Kinder trotz der humorvollen Aufführung mitdenken. Nach fast jeder Nummer wird freudig geklatscht, und am Ende dieses gelungenen Abends entlässt das Publikum die Akteure nur schweren Herzens wieder in die reale Welt.

Agnes Beckmann






 
Fotos: Staatstheater Braunschweig