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Fakten zur Aufführung 

LUISA MILLER
(Giuseppe Verdi)
26. November 2011
(Premiere)

Staatstheater Braunschweig

Points of Honor                      

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Tücken der Technik

An einer kleinen Sicherung liegt es. Intendant Joachim Klement hält sie in der Hand, als er vor Beginn der Premiere von Luisa Miller vor den Vorhang tritt und dem Publikum verkündet, dass dieses kleine Teil dafür verantwortlich sei, dass die Drehbühne des Staatstheaters seit ein paar Stunden nicht funktioniere, in der Kürze der Zeit sei keine Abhilfe zu schaffen und so muss die Premiere ohne Szene auskommen. Nicht ganz, denn der Rahmen des Bühnenbildes, entworfen von Kaspar Glarner, ist schon zu sehen, darin sitzt in den von Miriam Draxl gestalteten Kostümen der Chor, und auch die Solisten treten im Kostüm auf. Zudem versuchen alle nach Kräften, durch angedeutete szenische Handlung die Aufführung nicht zur rein konzertanten Stehoper werden zu lassen. Eine bittere Pille für alle Beteiligten, vor allem für Regisseur Walter Sutcliffe, und letztlich auch für das Publikum war die technische Panne gleichwohl.

Dass der Abend dennoch einen starken Eindruck hinterlässt, ist das große Verdienst des Ensembles. Vor allem Liana Aleksanyan in der Titelpartie und Arthur Shen als Rodolfo zeichnen so stimmstarke Porträts ihrer Rollen, dass trotz der fehlenden Szene glaubhafte Charaktere auf der Bühne stehen. Oleksandr Pushniak ist für die Rolle des Vater Miller fast noch zu jung, gibt der Figur durch seinen kraftvollen und modulationsfähigen Bariton Statur und Charisma. Das gelingt auch Sarah Ferede als Federica mit ihrem üppigen Mezzo ganz wunderbar, und auch Dae-Bum Lee lässt stimmlich keine Wünsche als intriganter Wurm offen. Selçuk Hakan Tiraşoğlu singt trotz angekündigter Indisposition einen markanten Graf von Walter. Sehr positiv bleibt zudem Hyo-Jin Shin aus dem Chor im Gedächtnis, die die kurze Partie der Laura gibt. Als souveränes Kollektiv zeigt sich der von Georg Menskes einstudierte Chor von seiner besten Seite.

Alexander Joel findet nach anfänglichen Konzentrationsschwächen mit dem Staatsorchester zu einem emotionalen und leidenschaftlichen Verdi-Klang und betont ganz explizit, wie subtil und musikdramatisch fein ausgelotet Verdi in dieser noch recht frühen, stilistisch noch stark in der Belcanto-Tradition stehenden Oper zu instrumentieren vermag.

Sobald die Bühne wieder funktioniert, wird es dann zur eigentlichen Premiere dieser Produktion kommen. Die musikalische Kraft, die sie ohne Szene freisetzt, macht unbedingt neugierig darauf, wie sich dann beide Elemente miteinander verbinden werden. Das Publikum dankt für diese mehr als anständig gerettete Premiere mit sehr herzlichem Beifall. Es bleibt nur zu hoffen, dass alle wieder kommen, um sich die Inszenierung anzusehen.

Christian Schütte






 
Fotos: Karl-Bernd Karwasz