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Fakten zur Aufführung 

MANON LESCAUT
(Giacomo Puccini)
25. September 2011
(Premiere)

Theater Bonn


Points of Honor                      

Musik

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Nach der Premiere



Christine Mielitz ist mit den Leistungen ihres Teams mehr als zufrieden. Und sie ist froh, wieder in der Regie zu arbei-ten. Deshalb ist sie auch schon wieder unterwegs zu neuen Ufern (4'41).


 

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"Immer in die Wolken"

Eine Manon möchte vielleicht jeder von uns ein Stück weit sein. An beiden Enden brennen, die Leidenschaft der Liebe ebenso auskosten wie den Luxus, den nur der schnöde Mammon uns gestattet: Zu steigen, fallen, taumeln – notfalls bis zum bitteren Ende. Na ja, da schreckt der eine oder andere doch eher zurück. Es gehört zum Zauber der Oper, dass eine Manon sich diese Konsequenz erlaubt. Nach der Inszenierung von Christine Mielitz traut man sich vielleicht doch noch ein Stückchen weiter als bisher. Die Mielitz hat zum ersten Mal seit ihrer Intendanz in Dortmund wieder inszeniert – und sich gleich an ein Werk herangetraut, das sich ein Stück weit von ihrem bisherigen Schaffen entfernt. Große Gefühle statt Sozialkritik will sie in Szene setzen. Und sie hat Glück.

Denn das Bühnenbild von Hartmut Schörghofer will nicht so recht überzeugen. Eine zusätzliche Bühne auf einer Kuppel dient allen möglichen Zwecken, mal als Gangway, mal als Bühne, letztlich als Sterbebett, hinter der Projektionen von Thomas Zengerle die jeweilige Örtlichkeit erklären, an beiden Seiten Spiegelwände, deren einzelne Spiegel sich zwischenzeitlich immer mal wieder drehen, ohne dass eine echte Bedeutung erkennbar wird. Davor ein transparenter Vorhang, der den größten Teil der Zeit geschlossen bleibt. Trennung zwischen den handelnden Personen, leider aber auch schallhemmend und trennend vom Publikum. Die Variationen dieses Bildes sind nicht immer zu verstehen, wirken bisweilen ein wenig hilflos. Action um der Action willen. Max Karbe setzt das Licht gefügig, erst im letzten Akt gelingt es ihm, deutliche Akzente zu setzen. „Endlich dieser vierte Akt, dass das Gewusel auf der Bühne aufhört“, sagt eine Zuschauerin erleichtert zur anderen, nach dem Stück, auf dem Balkon. Barbara Stenzenberger setzt in ihrer Choreografie tatsächlich eine Menge Personal in Bewegung, nicht immer einsichtig, auf jeden Fall aber irritierend. Kostümiert hat Corinna Crome: schlüssig, aber eher bieder.

Aber Mielitz hat das Glück der Tüchtigen. Ihre Solisten überzeugen fast durchgängig. Galina Shesterneva singt die Manon in allen Lagen überzeugend und einwandfrei. Michael Ende begeistert das Publikum als stetig leidender, aber auch leidenschaftsvoller Renato des Grieux. Beiden ist der Arienapplaus gewiss. Große Sympathien zieht auch Mark Morouse als Manons Bruder auf sich. Kurt Gysen legt den Geronte de Ravoir als planenden Geschäftsmann an, der auch in der Rolle des Hahnrei noch die Übersicht behält. Dazu passt der ruhige, immer gut verständliche Bass. Tansel Akzeybek überrascht, wenn er mit leiser Stimme einen schmissig gemeinten Auftakt als Edmond versucht. Aus der Ecke heraus, vor dem Vorhang, vermag man seine schönen Tenor kaum zu vernehmen. Der Chor in der Einstudierung von Sibylle Wagner verleiht der Aufführung Puccini-gerechte Leichtigkeit.

Unter der Leitung eines engagierten Stefan Blunier, der sichtlich Spaß an seiner Arbeit hat, findet das Beethoven Orchester Bonn stets auch Zeit für die Feinheiten, pointiert und selbstbewusst, ohne Sängerinnen und Sänger zu überdecken. So bereitet die anspruchsvolle Musik Freude.

Das Publikum würdigt enthusiastisch Einzelleistungen, zollt der Gesamtleistung kräftigen Applaus. Der „schicke“, aber immerhin vereinzelte Buh-Ruf beim Auftritt des Regie-Teams ist so überflüssig wie ein Kropf: Mielitz hat eine solide Leistung abgeliefert, ihr Team das Seine dazu getan. Man darf auf weitere Arbeiten der Regisseurin gespannt sein.

Michael S. Zerban


 
Fotos: Thilo Beu