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Fakten zur Aufführung 

COME UN RESPIRO
- INCANTO DALL'ORLANDO FURIOSO

(Mauro Bigonzetti/Georg Friedrich Händel)
31. Januar 2012
(Gastspiel der Fondazione Nazionale della Danza)

Theater Bonn


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Phänomenal getanzter Händel

Auf ihrer ausgedehnten Deutschlandtournee gastiert die Fondazione Nazionale della Danza Compagnia Aterballetto aus Reggio Emilia auch in der Reihe Highlights des internationalen Tanzes an der Oper Bonn. Ausgewählt sind zwei Arbeiten nach der Musik von Georg Friedrich Händel: Come un respiro, uraufgeführt in Wolfsburg im Mai 2009, und InCanto dall'Orlando Furioso, uraufgeführt in Reggio Emilia im Dezember 2007 beziehungweise in einer revidierten Fassung in Lecce im April 2008.

Die Choreografie Come un respiro nimmt die Klaviersuiten Georg Friedrich Händels als Ausgangspunkt. Mauro Bigonzetti wählt die Einspielung für Klavier von Keith Jarrett, erschienen 1995, eine glasklar artikulierte und tänzerisch bewegte Interpretation mit einem Hang zur Transzendenz. Sie ist der Atem, der alles antreibt und durchweht. Bigonzetti nutzt genau diese Qualitäten für seine Compagnie. Er ist der neoklassischen Technik verpflichtet, man sieht Elemente wie Spitze und Spagat, umwerfend sauber, elegant, durchsichtig und klar sind die Bewegungsabläufe im Schwarz der Bühne. Scharf und präzise akzentuiert wird der Tanz durch das Lichtdesign von Carlo Cerri – er zeichnet für beide Produktionen verantwortlich – , das man nicht hoch genug preisen kann. Zuerst ist die Truppe aus 14 Tänzerinnen und Tänzern in einer Reihe verschlungen, eine langsame, verdrehte Bewegung geht durch die Reihe, aus der sich dann Einzelpositionen artikulieren, um sich in konzentrierte Zweier- oder Dreierformationen aufzulösen. Es ist eine abstrakte Arbeit, reine transparente Form und Bewegung.

InCanto dall'Orlando Furioso hat kein so einheitliches Klanggewand. Bigonzetti nutzt nicht, wie der Titel vermuten lässt, die Händelsche Fassung des rasenden Rolands, den Orlando von 1732, für seine Choreografie - „Das wäre einfach viel zu lang“, sagt die Künstlerische Leiterin Cristina Bozzolini im Gespräch vor der Aufführung. Stattdessen „zappt“ Bigonzetti sich durch die Höhepunkte der Händelschen Ohrwürmer und verwendet Arien und Orchesterstücke wie etwa Ombra mai fù aus Serse. Die Werke, die wie im ersten Teil vom Band kommen, sind partiell verändert und ergänzt durch elektronische inserts von Bruno Moretti. So wird im Ballett auch nicht der Ariostsche Handlungsfaden aufgenommen, sondern einzelne Aspekte: der Mensch als Mensch gespannt in die alltägliche Lebenswelt und die Unendlichkeit des Alls. Situiert ist das in ein durch malerische Videoprojektionen und einen abstrakten Bühnenaufbau strukturiertes setting von Angelo Davoli. Der Tanz ist hier freier, energetischer und passionierter, besonders stark die mächtigen, rhythmusdurchpulsten Ensembleformationen der brillianten Truppe aus 18 Tänzerinnen und Tänzern.

Stehende Ovationen ohne Ende, ein riesengroßer Erfolg.

Dirk Ufermann

 

 

Fotos: Alfredo Anceschi