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Fakten zur Aufführung 

SPIRITUAL LOOPS
(Anton Bruckner/Arvo Pärt)
2. Februar 2012
(Premiere)

Ruhr-Universität Bochum, Audimax


Points of Honor                      

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Pathos, Würde und Spiritualität

Ein Chorkonzert als invers erlebtes „Musiktheater“: Formal korrekt stehen 120 Sängerinnen und Sänger in traditionellem schwarz-weiss im Halbrund um das Orchester auf der Bühne, dazwischen vier Solisten in Konzert-outfit. Das konzentriert das Publikum im imposanten Auditorium Maximum der Ruhruniversität auf die Quellen der Musik – und fordert ihre intensive Auseinandersetzung mit den vermittelten spirituellen Bedeutungen.

Arvo Pärts präzis kalkulierten Glocken- und Streicherklänge des Cantus in Memoriam Benjamin Britten lassen Bilder der ewigen See als Brittens Grundmotiv elementar hörbar werden, brauchen in ihrer Intensität keine visuelle Umsetzung.

Die folgende Bruckner-Motette Locus iste besingt die imaginierte Szene als makellos gottgeschaffenes Geheimnis.

Die akribisch erkundete – bislang unbeachtete – vierte Version des Adagios in Bruckners 3. Sinfonie schafft mit ihrem würdevollen Pathos und ihren atmosphärisch dichten Klangbogen den eindrucksvollen Übergang zu Bruckners 1. Messe in d-Moll, einem  musikalischen Dokument tief empfundener Spiritualität ohne spektakuläre Effekte endend in einer ergreifenden Bitte um Frieden.

Hans Jaskulsky, der kreativ-kenntnisreiche Universitätsmusikdirektor der Ruhruniversität, hat das emotional bewegende, musikalisch überzeugende Konzept des Konzerts entwickelt. Er leitet mit präzis-sparsamer Gestik den stimmlich ausgewogenen, homogen artikulierenden Chor der Ruhruniversität und das Collegium Vocale Bochum sowie die akribisch-sensibel intonierenden Musiker der Bochumer Symphoniker – ein Orchester mit bekannter Bruckner-Kompetenz.

Die Gesangs-Solisten haben es im Zusammenklang mit voluminösen Chören und einem perfekten Orchester mit der Akustik des Saals bekanntermaßen schwer: Katharina Leyhes ausdrucksvoller Sopran, Sibylle Hummels tragfähiger Alt, Thomas Ströckens’ klarer Tenor und Mohsen Rashidkhans sonorer Bass bleiben im akustischen Hintergrund.

Im musikalisch traditionsreichen Audimax versammelt sich ein aufnahmebereites kundiges Publikum – abgesehen von ein paar trampelnden Zuspät-Kommenden in den sphärischen Pärt-Klängen und ein paar nervend in den Textseiten blätternden Ignoranten.

Langanhaltender, intensiver Beifall für ein erlebtes „Musiktheater im Kopf“.

Franz R. Stuke