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Fakten zur Aufführung 

PAGLIACCI
(Ruggero Leoncavallo)
CAVALLERIA RUSTICANA
(Pietro Mascagni)
5. Juni 2011 (Premiere)

Theater Bielefeld

Points of Honor                      

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Kollektive Aggression

Santuzza und Turrido taumeln durch die uniforme Menge des Pagliacci-Dorfes: Frauen in züchtiger Kleidung, agierend wie geklont, penibel Schürzen aufhängend – in einem Ambiente, das mit vernagelten Bretter-Wänden, einem Kiosk und einem Kirchen-Eingang an ein amerikanisches Sekten-Dorf erinnert. Dieses Szenario macht klar: Es geht um kollektive Aggression, es geht um die desaströse Situation nicht angepasster Menschen.

Die Dramaturgie (Uwe Sommer) wagt den ungewöhnlichen Tausch der Opern: Das Geschehen der Cavalleria wird zum finalen Furioso kollektiver Gnadenlosigkeit.

Ansgar Weigners Regie beeindruckt durch atemraubende Konsequenz – dramatisierend-zurückhaltend in den Beziehungen zwischen den leidenschaftlichen Personen in der Gemengelage sozialen Drucks.

Markus Pysall schafft mit dem beklemmenden Ambiente und den rigiden Kostümen den stimulierenden Kommunikationsraum für die Konfrontation der hoffnungslosen Protagonisten mit einer herzlos-unbarmherzigen Gesellschaft.

Die bravourös eingestellten Bielefelder Philharmoniker intonieren einen formidablen Verismo-Klang; Alexander Kalajdzic leitet souverän, akzentuiert dramatisierende Pause, kommuniziert intensiv mit der Bühne!

Albert Bonnema fasziniert mit strahlenden Klängen als Canio; Melanie Kreuter ist eine hinreißende Nedda; Mikael Babajanyan singt den Prolog mit großer Intensität; Sang-Jun Lee gibt einen differenzierten Beppo; und Daniel Billings gestaltet die Rolle des Silvio zu einem bemerkenswerten Triumph.

Sabine Paßows Santuzza ist ein Highlight dramatischen Singens: höhensicher, mit emotionalisierender Mittellage; Paul O’Neills Turrido besticht mit kraftvoll-leidenschaftlichem Spinto-Tenor; als Alfio hat Mikael Babajanyan einen beeindruckenden Bariton-Auftritt; Melanie Forgerons Lola ist eine elegante Erscheinung mit dunkler Stimme; Sünne Peters ist eine rigid-unbarmherzige Mamma Lucia.

Der Bielefelder Chor (Leitung Hagen Enke) agiert spielfreudig, demonstriert stimulierendes Singen!

Das Bielefelder Publikum ist hingerissen, applaudiert leidenschaftlich, steigert sich zu Ovationen! In Ostwestfalen scheint die Opern-Begeisterung ausgebrochen zu sein.

Franz R. Stuke

 







 Fotos:
Christian Bort/cb@theaterbilder.de