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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
18. November 2012
(Premiere am 14. Dezember 1994)

Staatsoper unter den Linden, Schiller-Theater


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Wenn Everding Märchen erzählt

August Everding inszeniert die Zauberflöte so, wie Mozart sie geschrieben hat: als klassisch-historisches Märchen. Die phantasievolle und farbenprächtige Inszenierung begeistert jung und alt, befindet sich deshalb zu Recht schon so lange im Repertoire der Staatsoper und sorgt auch heute Abend für ein gut gefülltes Haus.

Die drei Schlangen, die Tamino bedrohen, kriechen mit glühenden Augen aus Felsen hervor, beängstigendes Feuer ist zu sehen, endlich erscheinen die drei rettenden Damen: Schon in der ersten Szene ist der Einfallsreichtum der Inszenierung überwältigend.

Das Bühnenbild von Fred Berndt ist nach den Entwürfen Karl Friedrich Schinkels für die Berliner Königlichen Schauspiele 1816 entstanden. Bernt arbeitet mit einer beweglichen Gassenbühne, bestehend aus Versatzstücken und beweglichen Prospekten, die durch architektonische Staffelung szenische, dreidimensionale Räume entstehen lassen. Durch entsprechenden Einsatz des Lichts von Franz Peter David wirken sie sehr plastisch.

Die Kostüme, entworfen von Dorothée Uhrmacher, ebenfalls nach den Entwürfen Schinkels, wirken, als seien sie für einen märchenhaft-opulenten Kostümfilm geschneidert.

Die Tiere, die Tamino vor dem Palast mit seiner Flöte verzaubert, stecken in eben solchen, großartigen Kostümen. Sie beginnen zu tanzen und belustigen das Publikum, das hauptsächlich aus Erwachsenen besteht, die sich gerne von der Märchenwelt vereinnahmen lassen.

Immer wieder gehen die Sänger mitten ins Publikum und beziehen es durch Blickkontakt mit ein. Als Papageno davon erzählt, wie gerne er ein Weib haben möchte, sieht er sich suchend im Publikum um, ob nicht dort eine Braut zu finden ist, und wirft der Dame seiner Wahl ein Bonbon zu. Auch das Orchester wird mit einbezogen: Papageno bittet es zweimal vergeblich um Hilfe – große Lacher im Publikum.

Die Königin der Nacht, gespielt von Anna Siminska, lässt es an Emotion in Stimme und Schauspiel mangeln, ein schönes Vibrato reicht für die nötige Dramatik nicht aus. Enthusiastisch und lebensfroh ist die Darstellung von Roman Trekel als Papageno und Pavol Breslik, der den Tamino spielt. Beide verkörpern ihre Rollen mit einer Natürlichkeit, als erlebten sie das Märchen gerade selbst. Adriane Queiroz in der Rolle der Pamina wirkt nicht so, als bräuchte sie Hilfe bei der Befreiung von Sarastro, dargestellt und gesungen von Jan Martinik, oder als hätte sie Angst vor ihrer Mutter, der Königin, die sie mit ihrer voluminösen Stimme übertrumpft. Narine Yeghiyan verleiht der Papagena mit der Leichtigkeit ihrer Stimme die nötige Unbekümmertheit. Als Papagena und Papageno davon träumen, eine Familie zu gründen, stürmen zehn kleine, lebhafte Kinder auf die Bühne, toben ohne Unterlass herum und lassen sich nur schwer von ihren Eltern bändigen.

Die drei Knaben, dargestellt von drei Aurelius-Sängerknaben aus Calw, meistern ihren schwierigen gesanglichen Part sehr gut. Sie haben ihren ersten Auftritt zu Fuß, den zweiten per Heißluftballon, und schließlich segeln sie mit Pamina in einem kleinen Boot davon. Es ist beeindruckend, wie viel Aufmerksamkeit die drei Kinder sich gegenseitig und auch dem Dirigenten entgegen bringen.

Der Staatsopernchor in der Einstudierung von Bernhard Friedrich beeindruckt mit facettenreichen Nuancen. Er bietet den Solisten ein solides Fundament und befindet sich an den Tutti-Stellen gesanglich mit ihnen im Einklang .

Die Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Alexander Soddy begleitet das Geschehen auf der Bühne aufmerksam und lebendig.

Das Publikum honoriert die lebendige und fantasiereiche Aufführung mit tosendem Applaus.

Manon Kadoke

Fotos: Monika Rittershaus