Hans-Jörn Brandenburg, der seinen Ruhm früh in Hamburg mit Black Rider begründete, spricht mit Franz R. Stuke über Musik im Sprechtheater. Sein Fazit: Musik hat Zukunft (4'56).
Tschechows „Endspiele“ sind Problematisierungen fragiler Existenzen im unbegriffenen Endstadium ihrer gesellschaftlichen Rechtfertigung: Thomas Langhoff inszeniert am Berliner Ensemble offenbar im Bewusstsein der omnipräsententen Brecht-Musealität das permanent störrische Hadern mit der unbegriffenen individuellen Existenz – jenseits von Brechtscher Verfremdung oder Stanislawsky-Realismus.
Individuen wollen ihren Anachronismus nicht erkennen, wollen das Ende einer Epoche nicht wahrhaben.
Aktuell politisch – wenn die Bedeutung des Gesagten deutend verstanden wird.
Katrin Kersten baut eine schnörkellose Bühne, eine schräge Spielfläche mit wenig Accessoires, es gibt keine Verstecke, alle Akteure sind präsent-erkennbar.
Großartige Schauspieler sind zu bewundern, unter anderem eine souverän dominante Cornelia Froboess – welche Sprach-Disziplin, Jürgen Holtz – ein Denkmal, Laura Mitzkus und Anna Graenzer, Martin Seifert, Axel Werner, Thomas Wittmann und Robert Gallinowski...
Den hintergründig-assoziierenden „Kick“ bekommt das so scheinbare „Konversations-Drama“ durch die Musik. Hans-Jörn Brandenburg entwickelt mit fünf Musikern sowohl den stimulierenden Sub-Text, knallige Effekte, als auch interpretierende Unterstützung – ein fast unsichtbares, aber hörbar essenzielles Element einer theatralen Großtat.
Das Publikum im Berliner Ensemble: kundiges Stamm-Publikum, Kultur-Flaneure und – nun ja – Bildungs-Touristen. Alle zeigen ungeteilte Aufmerksamkeit und spenden Riesen-Applaus.