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Fakten zur Aufführung 

HOFFMANNS WELT
(Roland Baumgartner)
24. März 2011 (Bamberg)
Premiere: 4. März 2011 (Hof)

Theater Hof/E.T.A.-Hoffmann-Theater Bamberg


Points of Honor                      

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Hoffmanns Scheitern

E.T.A. Hoffmann – ein legendärer besessener Multikünstler zu napoleonischen Zeiten im kulturell bewegten Preußen – wird zum Opern-Subjekt. Und das nicht von ungefähr in einer Koproduktion der Theater in Hof und Bamberg: Schließlich ist es genau 200 Jahre her, dass Hoffmann Kapellmeister in Bamberg wurde - und dort genauso scheiterte wie in Berlin, Posen, Plock: sowohl als in Königsberg examinierter Jurist als auch endlich in Berlin im unauflösbaren Konflikt preußischen Beamtentums und kreativer Künstler-Attitüde.

Rainer Lewandowski – der äußerst rührige Intendant des E.T.A.-Hoffmann-Theaters in Bamberg – schreibt ein phantasievolles Libretto um den zwiespältigen Charakter Hoffmanns, kombiniert reale Lebens-Stationen mit Figuren aus seinen Werken.

Roland Baumgartner komponiert dazu eine Musik, die in ihrem souveränen Umgang mit traditionellen und modernen Formen der Tonalität Assoziationen zur „Klassik“ evoziert, mit ihrer Instrumentierung traditionelle Konfigurationen übernimmt und das harmonische Prinzip auch für Arien und Ensembles überträgt: Eine nicht-experimentelle Musik, illustrierend wie im Film, durchaus locker emotionalisierend, mit hörbarem Respekt für Hoffmanns Ingenium – aber ohne den zu erwartenden „Ohrwurm“.

Lorenz C. Aichner ist mit intensiv stimulierendem Dirigat ein engagierter Interpret dieser „hörerfreundlichen“ Konzeption, leitet die Hofer Symphoniker zu transparentem Spiel, gibt den Instrumentengruppen und den Einzel-Instrumenten (Harfe, Oboe, Trompete) Gelegenheit zu individuell-prononciertem Spiel. Der Komponist kann sich keinen besseren Akteur für die Intentionen seiner Musik wünschen!

Bemerkenswert, wie dem Theater Hof die kompetente Besetzung von 24 Rollen gelingt – Marc Horus als Hoffmann mit flexibler Stimme in dramatischen Phasen und lyrischen Passagen als beeindruckender gebrochener Charakter. Ingrid Katzengruber singt die ambivalente Ehefrau mit klaren Höhen, so wie Inga Lisa Lehr als Geliebte Julia mit den geforderten sängerischen Herausforderungen angemessen fertig wird. Die Hoffmann-Figuren wie Kater Murr, das Apfelweib und die eingreifenden Charaktere wie der Arzt, Major und General - und alle anderen Personen: sie sind in ihren Rollen darstellerisch und stimmlich präsent!

Uwe Drechsel – Regisseur und Hof-Intendant – setzt auf das Wechselspiel von realer Handlung und imaginierten Vorstellungen: Doch fehlt der Inszenierung die Aura des selbstverschuldeten Scheiterns.

Rudolf Rischers Bühne mit beweglichen Stellwänden schwankt zwischen angedeuteter Abstraktion und verweisender Realität: Aber die Konstruktionen bleiben eben Konstrukte – ohne geheimnisvolle Imagination.

Das sehr schöne Bamberger Theater – mit dem barocken Kern und dem eindrucksvoll angebauten Foyer – ist nur mäßig besetzt. Erstaunlich, denn schließlich geht es um einen durchaus relevanten Bamberg-Bezug; und die örtliche Theater-Zeitung hat in ihren März- und April-Ausgaben durch Interviews mit dem Haupt-Darsteller, dem Regisseur und dem Komponisten informativ vorbereitet - und die Musik ist ja nun wirklich auch für Nicht-Opern-Freaks „konsumierbar“: Da scheint ein kommunikatives Geheimnis zu schlummern.

Franz R. Stuke

 







 
Fotos: SSF Fotodesign