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Fakten zur Aufführung 

DIE WALKÜRE
(Richard Wagner)
9. Februar 2014
(Premiere am 31. Januar 1998)

De Nederlandse Opera Amsterdam


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Und da fiel Notung aus der Esche Stamm

Gleich zu Beginn zieht das versprochene Schwert die Aufmerksamkeit auf sich. Inmitten anschwellenden Orchesterklangs im Vorspiel fällt es plump aus dem Stamm. Die Panne stört aber nicht den gelungenen Verlauf dieser Walküre, die die lyrischen und harmonischen Höhepunkte ihrer Partitur nicht immer ausleben kann.

Geheimnisvoll beginnt der Klang des Orchesters den Raum auszufüllen, da erscheint der Wanderer und inspiziert sein Werk. Notung glitzert im Dämmerlicht in der Esche Stamm, Siegmund fällt ermattet zu Boden und Sieglinde irrt im imaginären Haus herum. Da durchstößt das Vorspiel ein blecherner Klang, und Notung fällt aus seinem Versteck zu Boden. So geschehen direkt vor den verwunderten Augen des aufgeschreckten Publikums. Wieder trägt Regisseur Pierre Audi und sein Bühnenbildner George Tsypin das Geschehen in die Publikumsreihen hinein. Der Orchestergraben ist einer großen halbrunden Ebene gewichen. Das Orchester residiert nun in deren Mittelpunkt am rechten Bühnenrand.

Christopher Ventris erorbert mit seinem kraftvollen, in der Höhe beklommenen Tenor seine Gastgeberin Sieglinde, in der er spät auch seine Schwester erkennt. Catherine Naglestad fehlt die Lyrik in der Stimme und bleibt spröde im Spiel. Kann sie sich zwischen ihrem Gatten Hunding und dem vermeintlich unbekannten Gast nicht entscheiden? Die Personenführung fehlt hier auf der großen leeren Bühne und die Sänger schreiten ziellos herum. Kurt Rydl vermittelt keinen durchsetzungsstarken Hausherrn, seine Stimme steckt im Hals fest und öffnet sich nicht. Catherine Foster strahlt und fliegt förmlich mit ihren silbern glänzenden über die Arme gestülpten Flügeln auf die Bühne. Hell und rein, mühelos und klar ist ihre Brünnhilde. Die besondere Raumgestaltung und Nähe unterstützt das sowie auch ihre Wortverständlichkeit. Nicht nur mit der Untreue ihres Gatten, sondern auch mit den Tücken ihres Kleides als auch den Ansprüchen ihrer Partie kämpft Doris Soffel. Ihre Stimme wird brüchig und schrill. Ihre Bühnenerfahrung lässt sie aber die Rolle gekonnt giftig und machthungrig gestalten. Thomas Johannes Mayer muss hier kraftvoll und kämpferisch als Gottvater Wotan auftreten. Er gebietet hoheitsvoll und elegant mit seiner warmen und im Timbre vollen Stimme. Der Walkürenritt bleibt wohltuend ohne übertriebene Effekte. Die Schwestern bleiben militärisch ruhig und geordnet. Ergreifend emotional entwickelt sich die Abschiedsszene Wotan Brünnhilde und wird von den beiden berührend schön gesungen. Wiederum wird dank der Nähe diese Szene sehr ergreifend. Viel Feuer haben wir in dieser Ringinszenierung bisher gesehen, aber beim eigentlichen Feuerzauber bleibt Loges Werk auf Lichterspiele und aufwändige technische Verschiebungen auf der Bühne beschränkt.

Dafür zündelt Hartmut Haenchen im Dirigat seines sehr gut eingespielten und vorbereiteten Nederlands Philharmonisch Orkest. Wie bereits an den Abenden davor bleibt er sehr ausgewogen. Er überschüttet nie mit dramatisch überladenen Forti. Aufmerksam, mit ruhigem Taktschlag führt er das Orchester. Bühne und Graben verschmelzen und beziehen auch das Publikum ein. Das originelle, dem Schauspiel nachempfundene Bühnenkonzept mit dieser unglaublichen Nähe am Geschehen bleibt nicht ohne Wirkung. Viel Beifall und standing ovations für Wotan und Brünnhilde sowie den Dirigenten.

Helmut Pitsch

Fotos: Marco Borggreve