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Fakten zur Aufführung 

DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN
(Leoš Janáček)
24. Juni 2014
(Premiere am 18. Juni 2014)

Wiener Staatsoper


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Im Zauberland der Tiere

Zwei entzückende, Geigen spielende Grillen, sich urkomisch bewegende Hennen, eine Stechmücke mit einem Riesenstachel, ein aufgemotzter Dachs, eine hagere Eule, schwarze, krabbelnde Käfer, Frösche, Libellen, Fliegen, Hasen… So phantasie- und ideenreich wie auch bunt schaut die Tierwelt bei Leoš Janáček s Das schlaue Füchslein an der Wiener Staatsoper aus. Und sie alle bewegen sich je nach Art richtig und putzig tierisch. Sie alle leben in einem wunderbaren, urigen, wie echt aussehenden, grünen, dampfenden Wald, den man beinahe riechen kann. Wie man sieht, hat sich Ausstatterin Amra Buchbinder viel einfallen lassen. Das vom Komponisten gewünschte Naturgeschehen ist dort geblieben, wo es sein soll. Wenn auch historische oder tiefenpsychologische Zugänge zum Werk fehlen, so hat solch eine friedliche Szenerie ihren Reiz. Denn alles ist kindertauglich, märchenhaft, detailreich und witzig angelegt, manches wird mit Augenzwinkern gezeigt. Die vielen, dichten Szenen gehen flott ineinander über, jede Figur ist mit einer eigenen Bewegungssprache durchchoreographiert, es gibt keinen Stillstand.

Diese deutungsabstinente Regie-Ästhetik ist zweifellos die ureigenste Handschrift von Otto Schenk. Der Regie-Altmeister war immer ein Verfechter der Werktreue, was seine zahlreichen, weltweiten Inszenierungen, die teilweise noch gespielt werden, beweisen. Der mittlerweile 84-Jährige bekennt sich dazu und wird dafür geschätzt. Das dass in Augen vieler heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist und als völlig unmodern gilt, ist wohl auch der Grund, dass er seit 26 Jahren hier an der Staatsoper, seinem Haus, wo beispielsweise auch heute noch sein Rosenkavalier gezeigt wird, nicht mehr inszeniert hat. Jedenfalls zeigt er eine altersmilde, teils spaßige, vor allem märchenhafte, poesievolle Inszenierung mit präziser Vermenschlichung des Tierischen. Es sind die kleine Szenen und Gesten, die Schenk hier filigran modelliert. Man muss nur Schauen und Lauschen und der ewige Kreislauf vom Werden und Vergehen wird hier realistisch und genau erzählt.

Gesungen wird in tschechischer Originalsprache mit einer sich auch entzückend bewegenden Chen Reiss als Schlaues Füchslein, die über einen nicht allzu großen, aber sehr feinen, lyrischen Sopran verfügt. Gerald Finley klingt als Förster sehr farbig, warm und subtil. Wolfgang Bankl ist ein impulsiver Landstreicher Haraschta. Hyuna Ko singt den Fuchs meisterlich. Andreas Hörl singt den von Beziehungserinnerungen geplagten Pfarrer sehr präzise und nuancenreich. James Kryshak ist ein profunder, besoffener Schulmeister. Die vielen kleineren Rollen sind durchaus adäquat besetzt, bei denen der unverwüstliche Heinz Zednik in der Minirolle als köstlicher Hahn hervorsticht. Ein Lob gilt auch dem Chor des Hauses und dem Kinderchor der Opernschule der Wiener Staatsoper, die mit Begeisterung als kleine Füchslein und allerlei Getier herumkriechen und herumflattern und teilweise kleinere solistische Partien singen dürfen, was alles mit großem Eifer geschieht.

Strahlend klingen die Streicher in den großen Zwischenspielen und man merkt von Anfang an, dass dem souveränen GMD Franz Welser-Möst am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper die Musik gefällt und liegt. Er weiß die kühnen harmonischen Verbindungen der kunstvoll gearbeiteten Partitur mit ihrer sensiblen Instrumentation und charakteristischen Rhythmik wunderbar farbig, nuancenreich, sängerfreundlich und mit schillernder Intensität verströmen zu lassen, dass es ein Genuss ist.

Starker Applaus und keinerlei Widerspruch beim Publikum. Bei der Premiere wurde Otto Schenk mit Begeisterungsstürmen bedacht.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Michael Pöhn