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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
12. April 2015
(Premiere am 13. April 1968)

Wiener Staatsoper


Points of Honor                      

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Mir ist die Ehre widerfahren

Das gibt es wirklich nur an wenigen Opernhäusern, dass ein und dieselbe Inszenierung eines Werkes seit sage und schreibe bereits 1968 auf dem Spielplan eines Hauses steht. So geschehen beim Rosenkavalier von Richard Strauss an der Wiener Staatsoper. Damals, am 13. April stand Leonhard Bernstein am Pult. Christa Ludwig sang die Feldmarschallin, Walter Berry den Ochs, Gwyneth Jones den Octavian und Reri Grist die Sophie. Aber es gehört nun mal hier zur guten, alten Tradition des renommierten Opernhauses, populäre Inszenierungen nicht zu verändern und lang aufzuführen. Und so erlebt man letzten Sonntag nun tatsächlich die 364. Aufführung des in Wien so beliebten Werkes.

Otto Schenk zeichnet auch heute noch für die Regie verantwortlich, hat diese wohl schon ein paar Mal aufgefrischt. Sie ist absolut repertoiretauglich, konventionell, und alle Protagonisten finden sich in traditionellen, wunderbar ästhetischen Kostümen, die seinerzeit Erni Kniepert ersonnen hat, in ebensolch barockhaften und imperial anmutenden Kulissen, die immer noch große Wirkung erzielen und von Rudolf Heinrich stammen, zurecht. Und die wienerischeGeschichte nach dem genialen Libretto von Hugo von Hofmannsthal wird von Schenk werktreu, klar, verständlich und ohne zusätzliche Deutungen erzählt.

Mir ist die Ehre widerfahren…! Mit diesen berührenden Worten überreicht Octavian als Brautwerber der jungen Sophie die silberne Rose. Und es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen den beiden jungen Menschen. Eine Schlüsselszene, die Strauss in ätherisch schöne, silbern funkelnde Musik getaucht hat. Die natürlich noch betörender wirkt, wenn sie von erstklassigen Sängern gestaltet wird. Das ist ganz besonders bei Elīna Garanča als Octavian gegeben. Ihr wunderbar dunkel gefärbter Mezzosopran strömt luxuriös in allen Lagen und vermag tiefe und innige Gefühle zu erzeugen. Und sie vermag auch darstellerisch  mit großer Eleganz und Präsenz, aber auch als verkleidetes Mariandl mit Spielfreude zu begeistern. Einfach grandios. Man ist froh, die Sängerin wieder am Haus am Ring erleben zu dürfen. Ihr sehr nahe kommt Martina Serafin als Feldmarschallin. Besonders berührend, wenn sie zum Schlussterzett ihren jungen Geliebten Octavian aus ihrer Liebesbeziehung entlässt. Durch ihren Verzicht beweist sie unglaubliche, menschliche Größe und ermöglicht die Liebe zweier junger Menschen. All das und das Bewusstsein dieser irdischen Vergänglichkeit drückt sie in ihrem Gesang aus. Sie ist eine gefühlvolle und innige Feldmarschallin mit edlen Spitzentönen und blühendem Sopran. Erin Morley singt die Sophie anfänglich etwas blass, dann aber empfindsam mit glockenreinem, leichtem Sopran. Wunderbar vollendet und mit exquisitem Silberklang erklingt dabei das Schlussterzett der drei Damen. Wolfgang Bankl ist ein ganz exzellenter, ungemein bühnenbeherrschender, spielfreudiger und sehr wienerischer Baron Ochs von Lerchenau, der nur kleinere Defizite im Kellerregister aufzuweisen hat. Jochen Schmeckenbecher singt den Faninal mit schönem Organ, neigt jedoch manchmal zum Forcieren. Caroline Wenborne ist eine solide Marianne Leitmetzerin. Benjamin Bruns gibt einen idealen Sänger voll schmelziger Italianità. Alexandru Moisiuc ist ein autoritärer, stimmkräftiger Polizeikommissar. Weiters noch herzuheben seien das gewitzte Intrigantenpaar Thomas Ebenstein als Valzacchi, Ulricke Helzel als Annina wie auch Herwig Pecoraro als Wirt und Marcus Pelz als Notar.

Kongenial mit den Sängern erweist sich Ádam Fischer am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper. Mit ungemeiner Energie und Körperspannung, aber auch großer Detailverliebtheit und Sensibilität lässt er eine ungemein reichhaltige Palette an Schattierungen, was Farben, Dynamik und Tempi betrifft, erklingen und legt den Sängern einen schillernden, silbernen Klangteppich zu Füßen, der nur manchmal bei der Phonstärke etwas überschwappt.

Das Publikum ist am Ende schlichtweg aus dem Häuschen: Riesiger, lang andauernder Jubel für alle Protagonisten, der bei Garanča die höchste Lautstärke erzielt.

Helmut Christian Mayer

 

Fotos: Michael Pöhn