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Fakten zur Aufführung 

ARABELLA
(Richard Strauss)
21. Dezember 2014
(Premiere am 9. Dezember 2006)

Wiener Staatsoper


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Feinsinnig pumpendes Herz

Eigentlich hat man sich an Sven-Eric Bechtolfs völlig unspektakuläre, ja brave, detailreiche und provokationsfrei durchgestaltete Inszenierung der Arabella von Richard Strauss, es ist die letzte gemeinsame Kooperation des bayerischen Komponisten mit Hugo von Hofmannsthal, an der Wiener Staatsoper aus dem Jahre 2006 bereits gewöhnt. Die Wiener Geschichte von einem Mädchen, das sehr wählerisch auf den richtigen Mann wartet und diesen auch letztlich bekommt, wurde aus dem Jahr 1860 in die Entstehungszeit der Oper um 1933 verlegt. Was dem Plot zwar nicht schadet, aber auch nicht wirklich nutzt. Dunkle ästhetisierte Art-Deco-Kulissen in Schwarz und Gold, erdacht von Rolf Glittenberg, die überall sein könnten, bewirken eine dekadente Endzeitstimmung: Sie zeigen eine durchgestylte Hotelsuite wie auch einen Hotelfestsaal und eine Hotelhalle mit einer Stiege zum Finale. Die geschmackvollen Roben aus den 1930-er Jahren stammen von Marianne Glittenberg. Die Personenführung ist logisch, nicht störend und eher sehr zurückhaltend, entfacht aber, wenn die entsprechend agierenden Protagonisten am Werk sind, durchaus Wirkung.

Und wie diese das sind. Diese letzte Aufführungsserie dieses kongenialen Werks, dieses Liebesschwanks, ist ein würdiges Finale des Richard-Strauss-Jahres, dank der überwiegend exzellenten Leistungen der Hauptpartien: Allen voran singt Anne Schwanewilms, optisch eine Augenweide, eine Titelheldin, anfänglich etwas nüchtern, nicht immer mit dem gewünschten, schwärmerischen Tonfall, aber dann mit reinsten Tönen, makellos bis in alle Höhen. Juliane Panse, eingesprungen für die erkrankte Genia Kühmeier, die ihrerseits schon Ersatz für die erkrankte Ileana Tonca war, ist eine nicht unbedingt wortdeutliche und teils in so manchen Spitzentönen schrille Zdenka, die aber auch Empfindsamkeit auszustrahlen vermag. Wiewohl Tomasz Konieczny seine deutsche Diktion über die Jahre schon stark verbessert hat, ist er trotzdem als Mandryka nicht immer ganz verständlich. Der polnische Sänger agiert und singt ihn mit so manchen schönen, weichen Tönen, meist aber mit rauem und kehligem, in der Höhe herben Timbre dann aber doch so, wie ihm das Hofmannsthal in den Mund legt: „Ich bin ein halber Bauer, bei mir geht alles langsam, aber stark“. Herbert Lippert gibt einen höhensicheren und leidenschaftlichen Matteo mit heldischem, sehr bühnenpräsentem Tenor. Wolfgang Bankl ist ein spielsüchtiger, markiger Graf Waldner mit mächtigem Organ und starkem wienerischen Idiom. Carole Wilson als seine Frau Adelaide, deren Stimme fallweise etwas flackert, wirkt sehr präsent. Schwindelerregend sicher sind die Koloraturen der Daniela Fally als Fiakermilli, die wiederum tänzerisch ihren perfekten Spagat hinzulegen vermag. Die drei Verehrer der Arabella singen ohne Makel: Gabriel Bermudez als Graf Dominik als eine Art Charlie-Chaplin-Verschnitt gezeichnet und Clemens Unterreiner als Graf Lamoral, wobei Norbert Ernstals Graf Elemérdie beste stimmliche Figur macht.

„Das Herz des Hauses schlägt im Graben“, mit dieser Liebesbekundung zeigte sich Dominique Meyer 2012 bei seiner Laudatio begeistert vom „Magischen Klang“, der soeben in der Wiener Staatsoper erstrahlt war. Die damalige Wiederaufnahme von Arabella im Jahre 2012 nahm der Staatsoperndirektor zum Anlass, um den Wiener Philharmonikern und somit erstmals einer Gruppe und keiner Einzelperson auf offener Bühne die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper zu verleihen.

Und dieses Herz pumpt auch heute noch, immer noch unermüdlich und mit delikater Intensität. Diesmal sorgt Ulf Schirmer dafür, der weiß, wie man das Orchester der Wiener Staatsoper erblühen lassen kann. Wenn man vielleicht auch schon feinsinnigere und detailreichere Interpretationen gehört hat, so lässt er die farbenprächtigen Klänge doch bei den Musikern immer transparent und sängerfreundlich auffächern und klangschwelgerisch aufrauschen, dass es eine Freude ist.

Großer Jubel für alle beteiligten Sänger von einem rundum begeisterten Publikum.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Michael Pöhn