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Fakten zur Aufführung 

CARMEN
(Georges Bizet)
21. Juni 2014
(Premiere)

Arena di Verona


Points of Honor                      

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Feurige musikalische Lebendigkeit

Mittlerweile ist er bereits unglaubliche 91 Jahre alt: Franco Zeffirelli, der Grandseigneur der klassischen, konservativen, italienischen Operinszenierungen. Und noch immer sind seine Ausstattungen in der Arena di Verona zu erleben. Jene, von Georges Bizets Carmen stammt zwar schon aus dem Jahr 1995 und ihr liegt auch ein längerer Veränderungsprozess zugrunde, aber sie trifft immer noch haargenau den Geschmack des Publikums und macht vor allem Wirkung: Nur selten an der Grenze zum Kitsch, nur selten überfrachtet, erlebt man ein angedeutetes, naturgetreues Sevilla mit einigen Häusern, einem Marktplatz und bunten, riesigen bemalten Prospekten, die die Szene verorten, mit geschmackvollen, bunten, folkloristischen Kostümen, die seinerzeit von Anna Anni ersonnen wurden. Besonders stimmungsvoll und sehenswert machen sich die Felsenillusionen im dritten Akt. Jede Menge an Flamenco-artigem Ballett tritt auf den Seitenpodesten auf, ebenso wie auch Pferde, auf denen fallweise sogar die Protagonisten reiten, und Maultiere, die Wägen ziehen. Sie alle bringen Lebendigkeit mit ebenso wie die ständig wogende Bewegung in den Massenszenen, die der italienische Altmeister unter Ausnutzung der riesigen Dimensionen des römischen Amphitheaters furios zu führen weiß. Natürlich bleiben immer ein konservativer Traditionalismus und unbedingte Werktreue sein wichtigstes Credo, aber genau deshalb reist das Publikum ja hierher an die malerische Stadt am Etsch.

Auch diesmal kann sich das Sängerensemble mit Einschränkungen wieder hören lassen: Ekaterina Semenchuk ist eine temperament- und kraftvolle Carmen mit vielen Zwischentönen, der es jedoch an erotischer Ausstrahlung mangelt. Carlo Ventre ist ein recht schmachtender, vibratoreicher Don José mit gepressten Höhen, der erst in der Schlussszene emotional aus sich herauszugehen vermag. Den meisten Schlussjubel erhält Irina Lungu als innige, schönstimmige Micaela. Carlos Àlvarez singt einen sehr warmstimmigen, noblen und nicht besonders draufgängerischen Escamillo. Ohne Mängel erlebt man auch die vielen kleineren Partien und den riesigen Chor, der von Amando Tasso instruiert wurde.

Auch diesmal ist wieder ein Debütant am Pult: Henrik Nánási, musikalischer Chef der Komischen Oper Berlin, der vielen Kärntnern noch von seinem ersten Engagement als Dirigent überhaupt am Stadttheater Klagenfurt, und zwar von 1999 bis 2005, bekannt sein dürfte, und der dann mehrere Jahre in diversen musikalischen Produktionen an der Wiener Volksoper aktiv war. Er kommt mit den riesigen Dimensionen der Arena bestens zurecht und kann mit seinen stets befeuernden Gesten die Bühne und den Graben mühelos in Einklang bringen. Mit meist zugespitzten Tempi erzeugt der junge Ungar im Orchester viele aufwühlende Emotionen und feurige Momente.

Großer Jubel und viele Bravi im diesmal ausverkauften Rund!

Helmut Christian Mayer







Fotos: Ennevi