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Fakten zur Aufführung 

ATTILA
(Giuseppe Verdi)
23. Mai 2014
(Premiere)

Teatro Verdi Trieste


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Imposante Bildgewalt in inszenatorischer Stille

Du bist als Geißel auserkoren allein gegen die Menschheit. Ziehe dich zurück! Der Weg ist nun versperrt: Dieses ist das Gebiet der Götter!“ Eine vollkommen weiße Gestalt mit weißem Bart, beleuchtet mit überirdischem Licht, hat sich Attila in den Weg gestellt, als er gegen Rom zieht. Die rote, rohe Höhle hat sich in eine festliche Kathedrale verwandelt. Und dann erscheint das Konterfei von Bischof Leo, der mutig diese Worte gegen den Hunnenkönig spricht, überdimensional im Hintergrund, diesen erstarren und zu Boden sinken lässt, denn es gleicht genau jenem, das er zuvor im Traum gesehen hat.

Nicht nur in dieser beeindruckend gestalteten Schlüsselszene wird bei der Neuproduktion von Giuseppe Verdis Attila am Teatro Verdi in Triest mit dreidimensionalen, sehr realistisch wirkenden Videoprojektionen von Alex Magri gearbeitet, sondern auch sonst sieht man als Verortung der Szenerie, die wie die historisch prächtigen Kostüme von Pier Paolo Bisleri stammt, eine brennende Stadt, ein dampfender Wald, das wogende, in verschiedenen Farben schillernde Meer, eine wilde, reitende Kriegerhorde wie auch ein Palast gezeigt. Das erzeugt eine große Bildgewalt und hinterlässt imposante Eindrücke. Zwar bleibt in dieser Oper eine feine Personencharakterisierung ziemlich aus, das mag allerdings auch an der dramaturgisch nicht gerade gelungenen Handlungsführung liegen. Aber dass von der Regie her eine Personenführung, für die eigentlich Enrico Stinchelli verantwortlich zeichnen sollte, überhaupt nicht auszumachen ist, ist völlig unbefriedigend. Man kann bestenfalls von schönen Arrangements, mit den für Italien üblichen Auftritten und Abgängen sowie Stehen an der Rampe sprechen. Schlüsselszenen, wie etwa die Ermordung Attilas wirken halbherzig und gehen völlig wirkungslos undramatisch, ja beinahe lächerlich daneben.

„Du sollst das Universum haben, aber überlasse Italien mir!“ Nach diesem strahlenden Höhepunkt beim Zusammenprall von Ezio und Attila – ein Ansinnen des römischen Generals, das der Hunnenkönig jedoch absolut ablehnt – brach in den italienischen Theatern stets ein Sturm der patriotischen Begeisterung los, von Verdi mit mitreißender Musik geradezu herausgefordert. Heuer in Triest ist das nicht der Fall, denn das erschreckend wenig erschienene Publikum spendet auch zum Finale eher nur höflichen Applaus. Dabei ist diese eher selten gespielte, frühe „historische“ Oper Attila, die Uraufführung fand 1846 im Teatro La Fenice in Venedig statt, dessen erster Akt geographisch in unmittelbarer Nähe in Aquileia, der damaligen Hauptstadt von Venetien, spielt, hier in Triest so übel nicht, vor allem, was die musikalische Seite betrifft. Die Arien sind gekennzeichnet durch elegante Führung und rhythmische Energie.

Da ist einmal von einem strahlenden und stimmkräftigen Tenor mit ungetrübter Höhe zu berichten: Sergio Escobar als Foresto, ein Edelmann aus Aquileia. Da singt den König der Hunnen Enrico Iori mit großer, roher Präsenz und schwarzem, manchmal etwas knorrigen Bass. Etwas zu schwer für die Rolle ist der kraftvolle Sopran von Anna Markarova als Odabella, der Tochter des von Attila getöteten Fürsten von Aquleia, die schließlich dafür Rache nimmt und ihn umbringt. Sehr weich, aber auch sehr mulmig und tremoloreich klingt der Bariton des Devid Cecconi als römischer General Ezio. Solide singen Antonello Ceron als Uldino, ein junger Bretone und Sklave Attilas, sowie Gabriele Sagona als Leone.

Aber Attila ist auch eine Choroper. Die grandios komponierten Chöre vermag der Chor des Hauses nicht immer ganz im Takt, aber stimmgewaltig und imposant zu singen.

Bei den vielen zündenden Melodien weiß der souveräne, nur manchmal etwas zu routiniert agierende Donato Renzetti am Pult des Orchesters des Teatro Verdi viel Feuer zu entfachen. Er kann aber auch die Feinheiten der Lyrismen wunderbar herausarbeiten.

Helmut Christian Mayer







Fotos: Parenzan