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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
20. September 2014
(Premiere)

Landestheater Salzburg


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Menschen und Marionetten

Schon während der Ouvertüre kommt Papageno mit einem riesigen Koffer herein, den er auf den Boden der völlig leeren Bühne legt. Er öffnet ihn, und der Reihe nach kommen aus ihm alle Protagonisten heraus und versammeln sich auf der Bühne. Was besonders reizvoll ist: Vier vor ihnen werden durch je eine Marionette, die jeweils von einem schwarz gekleideten Puppenspieler gekonnt bedient wird, gedoubelt. Der Intendant des Hauses, Carl Philip von Maldeghem, hat selbst an Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte Hand angelegt und diesen reizvollen Inszenierungsansatz kreiert. Faszinierend: Die ausgesprochen schönen Puppen sind nicht nur gleich angezogen, sondern machen auch die gleichen Bewegungen und Gesten wie die Menschen. Auch kommunizieren oft Menschen direkt mit den Puppen und verschwinden wie bei einem Märchenspiel alle wieder am Ende in diesem „Zauberkoffer“.

Dazu genügen für Mozarts Meisterwerk, das zuletzt vor acht Jahren am Haus gezeigt wurde, einfache, in schwarz-weiß gehaltene Kulissen. Christian Floeren ist für die gesamte Ausstattung verantwortlich, die ebenso wie der in diesen Farben geteilte Bühnenboden die beiden Welten des Sarastro und der Königin der Nacht symbolisieren und entsprechend hin und her gedreht werden. Die Eingeweihten wirken mit ihren fantasievollen Kostümen wie Zauberer aus aller Welt. Dazwischen gibt es eine Reihe sympathischer Einfälle und Details, die das meist gespielte Werk aus dem Opernbereich rasch und ohne Leerläufe ablaufen lassen. Er schafft einfach ein frohes, familientaugliches Märchenspiel ohne Neudeutungen.

Etwas durchwachsen ist das Ensemble. Kristofer Lundin ist ein mit T-Shirt der Yale-Universität bekleideter Tamino, anfänglich unsicher, aber dann mit unverbrauchtem, höhensicheren Tenor zu hören. Laura Nicorescu spielt eine mädchenhafte, innige Pamina. Christina Rümann trifft zwar als Königin der Nacht ihre Spitzentöne, ist aber etwas schrill und vibratoreich und tritt, umkränzt von Sternenstrahlen, sehr effektvoll auf. Simon Schnorr ist ein sehr zahmer, ja fast blasser und zu wenig präsenter Papageno, dem jeglicher Witz und Charme fehlt. Mit wenig Kraft, ohne jegliche Bassestiefe und in völlig unverständlichem Deutsch erlebt man Alexey Birkus als Sarastro, der wie ein Löwenbändiger ständig mit mehreren, weißen Löwen im Schlepptau auftritt und immer wieder Feuerflammen erzeugen kann. Die gut singenden Knaben müssen auch zaubern, was sie ganz beachtlich zustande bringen. Die kleineren Partien, mit Ayse Senogul, die die Papagena verkörpert, der verlässliche Franz Supper als Monostatos und der Chor, der von Stefan Müller einstudiert wurde, zeigen alle achtbares Handwerk.

Ein erfreuliches Versprechen für die Zukunft gibt die designierte Musikdirektorin Mirga Grazinyte-Tyla ab. Die erst 28-jährige Litauerin weiß, graziös und ohne Stab dirigierend, das Mozarteum-Orchester zu sehr frischem, musikantischen, detailreichen, aber auch sorgfältigen Musizieren zu animieren, dass es eine Freude ist.

Großer Jubel eines höchst animierten Publikums.

Helmut Christian Mayer







Fotos: Christina Canaval