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Fakten zur Aufführung 

DAS PROJEKT TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
21. August 2014
(Premiere)

Salzburger Festspiele


Points of Honor                      

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Farbenreicher Klangzauber

Es ist eine wunderbare Symbiose, die da vor rund 15 Jahren entstanden ist: Der große Dirigent, Weltbürger, Humanist und Pazifist Daniel Barenboim hat damals gemeinsam mit dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said das West-Eastern-Divan-Orchester gegründet, benannt nach dem Gedichtzyklus West-östlicher Divan von Johann Wolfgang von Goethe, einem zentralen Werk für die Entwicklung des Begriffs der Weltkultur. Es ist ein Ensemble, das in etwa aus gleichen Teilen aus jungen israelischen und arabischen Musikern besteht. Neben der Freude am gemeinsamen Musizieren soll das Projekt auch der Völkerverständigung, dem Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen und dem Abbau von Ressentiments und Vorurteilen dienen. Mittlerweile ist das Orchester, das sich meist für Projekte in der Sommerzeit zusammenfindet und damit auf Tournee geht, ein fixer Bestandteil der Kulturszene geworden und genießt einen außerordentlich guten Ruf. Jetzt kann man sich beim Projekt Tristan und Isolde davon überzeugen, bei dem die Gustostückerln aus der großen Liebesoper von Richard Wagner, mit dem Vorspiel aus dem ersten Akt, dem kompletten zweiten Akt und Isoldes Liebestod, so eine Art Best of Tristan und Isolde, bei den Salzburger Festspielen konzertant aufgeführt werden.

„O sink hernieder, Nacht der Liebe…“: Es ist wohl eines der anrührendsten und ätherisch schönsten Liebesduette der Musikliteratur, das Richard Wagner hier für den zweiten Akt seiner Oper Tristan und Isolde erdacht hat. Vor allem dann, wenn es so gesungen wird, wie jetzt im Großen Festspielhaus: Peter Seiffert ist ein exemplarisch textverständlicher Tristan mit heldischem Schmelz, allen Spitzentönen und genügend Kraftreserven für die extreme Partie. Waltraud Meier ist auch immer noch eine sehr gute Isolde. Reiche, gefühlte Nuancen sind zu erleben von subtilen Pianissimi bis zur dramatischen Wucht, auch ihr Liebestod gelingt ihr vortrefflich, obwohl sie nicht immer uneingeschränkt zu hören ist. Das liegt wohl in erster Linie daran, dass alle Sänger erhöht hinter dem Orchester situiert sind, was sich nicht als Vorteil erweist. Ekaterina Gubanova ist eine kraftvolle Brangäne mit einem herrlich schönen Nachtgesang. René Pape singt den König Marke ungemein nobel und berührend. Stephan Rügamer ist ein markiger Melot. Für die Minipartie des Kurwenal im zweiten Akt war ursprünglich Plácido Domingo angekündigt. Nach seiner Absage ließ man die Rolle einfach weg.

Der farbenreiche Klangzauber setzt sich auch im Orchester fort, wo das West-Eastern-Divan-Orchester, unter dem dynamischen Dirigat von Daniel Barenboim farben-, stimmungs- und nuancenreich durch die geniale Partitur von Wagners Klangkosmos segelt. Herrliche Lyrismen sind ebenso zu vernehmen wie gewaltige, aufrauschende Steigerungen.

Riesiger Jubel und Ovationen für eine konzertante Aufführung, für die die Nachfrage so groß war, dass man sogar den geschlossenen Orchestergraben bestuhlt hat.

Helmut Christian Mayer





Fotos: Marco Borelli/Silvia Lelli