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Fakten zur Aufführung 

ERNANI
(Giuseppe Verdi)
29. August 2015
(Premiere am 27. August 2015)

Salzburger Festspiele,
Großes Festspielhaus


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Intensive Racheschwüre

Gleich drei Männer wollen die gleiche Frau. Diese, Elvira, liebt natürlich nur den feschesten und verwegensten, den Banditen Ernani, wird aber auch vom jungen König Karl V. umschwärmt und ist mit dem greisen Verwandten Silva sogar schon verlobt: Genügend erotischer Konfliktstoff, das Libretto basiert auf Victor Hugo,  und viele Möglichkeiten für eine szenische Umsetzung also. Wenn da nicht diese sehr krude, für heute grotesk anmutende und schwer nachvollziehbare Sache mit den Schwüren und der Ehre wäre, die über allem stehen und für die man sich im Bedarfsfall sogar selbst umbringen muss. Das sei jedoch nicht der Grund, denn in erster Linie liege es daran, dass er keine Zeit hatte, die Oper szenisch zu proben, deshalb mache man Giuseppe Verdis Ernani bei den Salzburger Festspielen konzertant, erklärt Riccardo Muti im Vorfeld der beiden Aufführungen. Zwischen den Zeilen lässt sich jedoch unschwer heraushören, was auch sonst als allgemein bekannt gilt, dass der italienische Starmaestro dem modernen Regietheater misstraut. Und so kommt das Frühwerk mit wunderbaren Arien, Ensembles und Chören nur in konzertanter Form im Großen Festspielhaus ohne jegliche Striche zur Aufführung.

Die Protagonisten, fast identisch mit der Besetzung vom Dezember 2013 in der römischen Oper, gefallen ausnahmslos: Francesco Meli fühlt sich als Titelheld im Forte wohler als im Piano. Er singt ihn mit müheloser Höhe, viel Schmelz und Emotionen. Über eine feine, flexible, koloraturensichere Stimme, die auch zu dramatischen Ausbrüchen fähig ist, verfügt Vittoria Yeo statt der ursprünglich vorgesehenen Tatjana Serjan als Elvira. Luca Salsi, nur anfänglich etwas zu derb, kann dann mit seinem noblen Bariton als Don Carlo trotz nicht immer perfekter Intonation faszinieren. Ildar Abdrazakov als finsterer, unerbittlicher Silva weiß mit gewaltigem Volumen und intensivem Ausdruck zu begeistern. Beeindruckend an Stimmgewalt und Ausdruck der Wiener Staatsopernchor, die Einstudierung besorgte einmal mehr gekonnt Ernst Raffelsberger.

Von hoher Qualität erweist sich erneut das von Muti 2004 gegründete Orchestra Giovanile Luigi Cherubini, besetzt mit jüngeren Musiker unter 30 Jahren, die sich mehreren Auswahlverfahren stellen müssen, und das  als Orchestra in Residence schon bei den Salzburger Pfingstfestspielen unter Muti von 2007 bis 2011 aufgetreten ist: Denn unter ihrem Chefdirigenten, der eine ganz besondere Affinität zu Verdis Musik hat, wird mit feinen Tönen aber auch viel Brio, dramatischen Zugriff und Feuer musiziert. Kaum außer Tritt gerät das gut disponierte Mozarteumorchester Salzburg als Bühnenmusik.

Großer Jubel und stehende Ovationen beschließen den Abend.

Helmut Christian Mayer

 





Fotos: Marco Borelli