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Fakten zur Aufführung 

GALA FÜR PLÁCIDO DOMINGO
30. Juli 2015
(Premiere)

Salzburger Festspiele


Points of Honor                      

Musik

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Feier für einen ganz Großen

Es war im Jahre 1975: Da durfte ein relativ junger Sänger in der Titelpartie von Giuseppe Verdis Don Carlo unter der Stabführung von Herbert von Karajan bei den Salzburger Festspielen debütieren. Er hieß Plácido Domingo und eroberte damit vor 40 Jahren nicht nur den gestrengen Meister am Pult, sondern auch das Publikum und die Kritiker im Sturm. Es folgten szenische Hauptpartien aus Hoffmanns Erzählungen,  Maskenball, Troubadour auf der Bühne des Großen Festspielhauses sowie konzertant aufgeführte Opernrollen aus Parsifal, Pique Dame, Samson und Dalila, Tamerlano wie auch Giovanna D’Arco und zahlreiche Konzerte. Insgesamt waren es 57 Auftritte in der Festspielstadt.

Aber auch seine Gesamtbilanz kann sich sehen lassen, denn Domingo ist und bleibt ein großer Ausnahmekünstler: In 3.700 Auftritten war er als Sänger zu erleben, in 500 als Dirigent. Unglaubliche 146 unterschiedlichste Partien hatte und hat er noch in seinem Repertoire, wobei er altersbedingt in den letzten Jahren vom Tenor zum Bariton mutiert ist und auch immer mehr als Dirigent den Taktstock schwingt. Und all das in allen musikalischen Metropolen weltweit mit den bedeutendsten Dirigenten, Sängern und Orchestern, vielfach verewigt auf CDs und DVDs. Eine Milliarde Menschen sahen seine Tosca an den Originalschauplätzen. Alles Grund genug, dem Ausnahmesänger zu seinem rundem Bühnenjubiläum ein Benefiz-Galakonzert zu widmen, das er mit befreundeten Sängerkollegen im restlos ausverkauften Großen Festspielhaus, deren hochgefahrener Orchestergraben auch noch mit zusätzlichen Stühlen bestückt wurde, bestreitet.

Und er präsentiert sich in Bestform: Wunderbar ausgeruht klingt seine Stimme. Faszinierend sind immer noch seine wunderbare Mittellage, sein samtiges, bronzenes Timbre, auch seine strahlende Höhe in den Baritonpartien, der Reichtum an Emotionen, Nuancen und Farben wie auch die ungemein glaubhafte Gestaltung der jeweiligen Rolle, wobei er sich auch diesmal nicht schont. Faszinierend sind auch sein großes Charisma und seine immense Bühnenpräsenz. Und all das ist wunderbar zu hören bei einem Programm von Arien und Duetten, das nicht nur auf Opern-Gassenhauer abgestimmt ist: Etwa mit der Arie des Gérard Nemico della patria aus Giordanos Andrea Chénier und jener von Verdis Macbeth Pietà, rispetto, amore. Faszinierend sind auch die fünf großen Duette, die er singt: Etwa Favella il Doge ad Amelia Grimaldi mit der makellos phrasierenden, edeltimbrierten Krassimira Stoyanova in der Erkennungsszene aus Verdis Simon Boccanegra. Oder im Duett Figlia, t’avanza. Piangi? aus I due Foscari mit der kraftvoll singenden Maria Agresta als Partnerin. Ganz besonders berührend ist er auch im Duett D’Alfredo il padre mit der ungemein koloratursicheren, flexiblen Ana María Martínez als Vater Giorgio Germont in Verdis La traviata zu vernehmen. Oder als schon etwas reifer Posa Son io mio Carlo – Per me giunto è il dì supremo in Verdis Don Carlo wie auch als Marcello in Puccinis La bohème gemeinsam mit Rolando Villazón, der neben ihm schon etwas leichtgewichtig wirkt und auch noch ziemlich schmachtend mit È la solita storia  del pastore aus Cileas L’arlesiana solistisch zu hören ist. Solistisch erlebt man auch Maria Agresta als Liù in Tu che di gel sei cinta aus Puccinis Turandot. Krassimira Stoyanovain Pace, pace, mio Dio aus Verdis La forza del destino wie auch Ana María Martínez in derArie der Elvira Ernani … Ernani involami.

Das Rundfunkorchester München unter dem exakt schlagenden Gianandrea Noseda begleitet all das einfühlsam, subtil und weiß etwa mit der Ouvertüre aus Verdis La forza del destino und dem Intermezzo aus Puccinis Manon Lescaut mit Klangschönheit, Dynamik und vielen Farbenzu punkten.

Als dann noch als Zugabe das Trinklied Brindisi aus Verdis La traviata erklingt, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Neben drei Violettas teilt Domingo sich den Alfredo mit Villazón und als kleinen Spaß sogar kurz mit dem Dirigenten. Zum Schluss übernimmt Domingo den Taktstock. Schließlich ergießt sich ein Blumenregen über den Jubilar, der sich mit bewegenden Worten bedankt, und die stehenden Ovationen wollen nicht enden.

Helmut Christian Mayer





Fotos: Marco Borelli