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Fakten zur Aufführung 

ALFONSO UND ESTRELLA
(Franz Schubert)
23. Januar 2015
(Einmalige konzertante Aufführung)

Mozartwoche Salzburg


Points of Honor                      

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Eine nicht ganz zu Unrecht vergessene Rarität

Da die Programmierung der diesjährigen Mozartwoche neben dem Schaffen von Wolfgang Amadeus Mozart jenem von Franz Schubert einen großen Schwerpunkt einräumt, ist es auch naheliegend, diesen lange vernachlässigten Opernkomponisten mit seiner absoluten Rarität Alfonso und Estrella konzertant im Haus für Mozart zu Wort kommen zu lassen.

Die bereits 1822 vom österreichischen Liederfürsten ohne Auftrag komponierte Oper, das Libretto stammt von Franz von Schober, gelangte trotz vielfacher vergeblicher Bemühungen des Komponisten erst posthum 1854 in Weimar auf Betreiben von Franz Liszt zur Uraufführung.

Die Handlung ist auch etwas dürftig: Ein gestürzter König, der sich in ein einsames Gebirgstal zurückgezogen hat, während sein Rivale jahrelang unrechtmäßig den Thron besetzt und ihre beiden Kinder, verlieben sich ineinander. Nach einigen Hindernissen und Schwierigkeiten kommt es zur glücklichen Vereinigung. Klingt alles ein bisschen nach Romeo und Julia. Meist wird das Werk außer der Ouvertüre, die vom Komponisten selbst für die Schauspielmusik von Rosamunde verwendet wurde, kaum aufgeführt. Hauptsächlich wegen der Meinung, Schubert sei zur Operndramatik nicht fähig gewesen und wegen des schwachen Librettos von Franz von Schober, wird sie auch in den Opernführern mit wenigen Worten abgetan. Nur zum Teil zu unrecht!

Zwar ist Schuberts Musik, die wie eine Aneinanderreihung von herrlichen Liedern und Ensembles klingt, schichtweg wunderschön. Es sind auch bereits unüberhörbare Anklänge von Leitmotiven zu erleben. Die Musik läuft gleichmäßig parallel zur Szene und besticht aber vor allem durch ihre weitausgreifenden Accompagnato-Rezitative und ihren durchkomponierten Szenenblöcken. Die harmonische Deklamation ist ausprägt, wird mit Energie und Kraft gesteigert und zum Meisterwerke der Poesie mit starkem Ausdruck verherrlicht. Aber der tableauhafte Charakter des Werks, in dem die Handlung immer wieder durch lyrische Einschübe ins Stocken gerät, bremst die Dramatik und lässt den Abend lang werden. Deswegen war es auch richtig, hier in Salzburg relativ stark den Rotstift anzusetzen und einige Kürzungen vorzunehmen.

Die Sänger brillieren alle mit großer Textverständlichkeit: Alle überragt Michael Nagy als „böser“ Mauregato, der sich den Thron unrechtmäßig erschlichen hat, mit einem prächtigen, kernigen Bariton und gewaltiger Stimmkraft. Mojca Erdmanns Sopran als Estrella klingt blitzsauber, aber er wirkt für die Partie doch allzu leicht. Toby Spence singt ihren Geliebten Alfonso prachtvoll und mit vielen Nuancen. Markus Werba ist ein weichstimmiger, sehr kultivierter Froila, der König im Exil. Alastair Miles als intrigantischer Adolfo hat seinen stimmlichen Zenit schon etwas überschritten. Beinahe luxuriös ist Benjamin Hulett als Anführer der königlichen Leibwache und als Jüngling besetzt. Mit großer Präzision, feiner Ausgewogenheit und Klangschönheit erlebt man den Salzburger Bachchor, der von Alois Glaßner einstudiert wurde.

Antonello Manacorda am Pult des bestens disponierten Mozarteumorchesters Salzburg sorgt für den richtigen Drive und übertreibt nur selten die Lautstärke. Er animiert die Musiker zu ungemein farbigem und einfühlsamem Spiel.

Auch am zweiten Tag der Mozartwoche beherrscht großer Jubel das Auditorium im vollen Haus für Mozart.

Helmut Christian Mayer





Fotos: Wolfgang Lienbacher