Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

TURANDOT
(Giacomo Puccini)
15. Juli 2015
(Premiere)

Oper Rom, Terme di Caracalla
(Palestra Orientale)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort



 

zurück       Leserbrief

An der Bambusmauer

Alleine schon die Anfahrt und der Weg zu den Plätzen sorgen für Einstimmung:  Im späten Dämmerlicht und theatralischer Beleuchtung zeigen sich die Ruinen der Caracalla-Thermen in Rom mit ihren Jahrhunderte alten Pinien und Zypressen von ihrer schönsten Seite. Mit Glück zeigt sich noch ein mummelndes Häschen auf dem Rasen. Die Grillen empfangen mit ihrem eigenen Konzert. Endlich hat sich die Hitze des Tages etwas gelegt, und man kann sich auf einen musikalischen Abend freuen. 

Nach einer Madama Butterfly führt die Opera di Roma ihre Serie von Werken von Puccini weiter mit einer Neuproduktion von Turandot in der Regie von Denis Krief und unter der musikalischen Leitung von Juraj Valčuha. 

Krief, der auch für Bühne, Kostüme und Licht verantwortlich ist, setzt die Oper in einem Einheitsbühnenbild an, das nur ansatzweise an China erinnert. Auch wird eigentlich kein Bezug auf die Ruinen-Umgebung genommen. Eine bühnenspannende Bambusmauer entfaltet ihre Multifunktionalität im Laufe des Abends: Mal als zweistöckige Chorplattform, mal als Palasteingang, mal als Klagemauer, wenn Ping, Pang und Pong ihre unbeschwerte Vergangenheit beweinen. 

Wie schon in den vergangenen sechs Inszenierungen dieser Oper, bleibt Krief bei der Fassung, die mit dem Tod von Liu endet. Somit endet die Oper mit einem Pianissimo, ganz im Gegensatz zu den ersten zwei Akten, die mit großen Paukenschlägen aufhören. Ob das die Intention des Komponisten war oder nicht, bleibt ein ewiges Rätsel, aber es ist verständlich, dass sich andere Komponisten daran gemacht haben, ein „größeres“, komplettierendes Ende dazu zu schreiben.

Das Konzept des Regisseurs sieht eine neue Figur vor:  Ein stummer Conferencier in Frack und schwarz-weißer Maske im Stil der 1920-er Jahre präsentiert die Geschichte und sorgt für Akzente in bestimmten Momenten:  Träumerisch spielt Gianfranco Montresor mit dem Mond des ersten Aktes oder ist der Anführer des Kinderchors, der ihm, wie dem Rattenfänger von Hameln, singend über die Bühne folgt. Am Ende ist seine stumme, pantomimische Geste ein deutliches Zeichen für das Ende der Geschichte.

Eine junge Frau die nicht aufwachsen will – so könnte man das Psychogramm von Turandot in dieser Produktion auffassen. Ängstlich tritt sie aus ihrem roten Gitterkäfig hervor und stellt die drei Rätsel. Eigentlich will sie eher mit den metaphysischen Steckpuppen ohne Gesicht spielen, die unzählig auf der Bühne von Ping, Pang und Pong verstreut wurden. Irene Theorin verkörpert diese Figur mit Sensibilität und Gefühl. Jorge de Leon als anmutiger Calaf setzt leider keine neuen Maßstäbe. Sein schön timbrierter Tenor wird mit dieser herausfordernden Rolle an seine Grenzen gebracht. Dagegen brilliert die einfühlsame Interpretation der Liu von Maria Katzarava, die mit Ihrer Stimme und Persönlichkeit die Bühne immer beherrscht. Auch Marco Spotti gibt einen sehr glaubwürdigen Timur ab. Ingo Gnidil, Massimiliano Chiarolla und Gianluca Floris stellen ein homogenes Trio als Ping, Pang und Pong dar. Ihre Charaktere gewinnen an Wichtigkeit, indem sie entweder als Mafiosi mit Borsalino-Hüten verführerische Damen dem Calaf anpreisen, mal als weise Mandarine oder in grauen Beamtenkitteln auftreten.

Das Orchester der Opera di Roma unter der Leitung von Juraj Valčuha, der insgesamt etwas breitere Tempi vorgibt, kommt gut mit der Tonverstärkung im sehr großen Graben der Caracalla-Therme zurecht.

Auch der Chor der Opera di Roma, unter der Leitung von Roberto Gabbiani wie der Kinderchor der Scuola de Canto Corale des Teatro dell'Opera unter der Leitung von José Maria Sciutto spielen eine wichtige, wenngleich eher statische Rolle. Insgesamt ist die Akustik und Verstärkung zu loben, da die Größe und Breite der Bühne ganz besondere Probleme und Herausforderungen mit sich bringen. 

Das feierliche Premierenpublikum genießt die herrliche Atmosphäre der Therme und die musikalische Darbietung auch als gesellschaftliches Ereignis.

Zenaida des Aubris

 

Fotos: Lelli und Masotti