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Fakten zur Aufführung 

MOZART UND SALIERI
(Nicolai Rimski-Korsakow)
MAVRA
(Igor Strawinsky)
25. Juli 2014
(Premiere)

Kammeroper Schloss Rheinsberg


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Ein russisch-romantischer Abend

Es ist selten ein gutes Zeichen, wenn vor Theateraufführungen der Direktor oder Regisseur zu einer Ansage vor den Vorhang tritt. Dass die politischen Unruhen in der Ukraine das beschauliche Rheinsberg und sein Sommer-Festival erreichen würden, hat wohl keiner der Besucher erwartet. Doch der künstlerische Leiter Matthus muss berichten, dass die seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit mit dem Kammermusiktheater St. Petersburg wegen Pass- und Visaschwierigkeiten nur eingeschränkt erfolgen kann. Auch die dort erstellte Bühnendekoration bleibt im politischen Gewirr hängen, so dass die Zuschauer sich mit einer Mager-Ausrüstung begnügen müssten…

Doch die „Minimal-Inszenierungen“ der beiden Kurzopern Mozart und Salieri und Mavra nach Texten von Alexander Puschkin lassen von dieser Abmagerung wenig spüren. Orchester und Darsteller bestätigen durch Qualität und Spiellaune, dass eine gute Aufführung nur zum Teil von der Bühnendekoration abhängt. Die Popularität dieser zum Festival-Sommer 2014 gehörenden Inszenierungen ist überschaubar geblieben. Ihre jeweiligen „Geschichten“ wirken unfertig, eher wie Episoden für eine größere Oper, der Mozart-und-Salieri-Stoff hat schon zahlreiche Bearbeitungen erfahren.

Mozart und Salieri greift zwei Themen aus dem breiten Spektrum der Geschichten und Mythen um die beiden Wiener Musiker und Komponisten auf: Ihre vermutete oder tatsächliche Rivalität in der Wiener Musikszene um 1790 und die mysteriösen Geschichten um den Tod Mozarts 1791 in Wien. Um diese beiden Themen wirkt Regisseurin Daina Adama ein spannendes Beziehungsgeflecht, in dem nur Mozart und Salieri auftreten. Doch diesen beiden Figuren gelingt es, ein intensives Kabinettstück auf die Bühne zu bringen, das den hohen, fast leeren Bühnenraum füllt. Dabei ist und bleibt schon von seiner Statur her der russische Bassist Victor Ryauzov der finstere, undurchsichtige Salieri, dem man jede Giftmischung zutraut. Ryauzov zeichnet die Figur des Salieri mit passend finsterer Note, seinem tiefen, vollen Bass wünscht man noch eine etwas persönlichere Färbung. Quicklebendig gibt Pavel Chikanovskij mit fast italienischem Tenor einen Mozart, der leichten Fußes und von Erfolg verwöhnt durchs fröhliche Leben hüpft. Chikanovskij hat stimmlich und darstellerisch mit Mozart eine Traumrolle gefunden, die er bestens ausfüllt – ein herrlicher Gegensatz zum düsteren Salieri. Der schwarze Mann, der Mozart immer wieder in seinen Fieberträumen bedroht, bleibt ohne Gestalt. Wem Mozarts letzter Satz gilt, „Genie und Verbrechen schließen einander aus“, bleibt offen.

Im zweiten Teil präsentiert Daina Adama ein buntes Verwirr-, Versteck- und Verkleidungsspiel, das operettenhafte Züge hat. Als quicklebendiger Mavra singt und spielt Karo Chatschaturyan einen Bruder Leichtfuß und Schürzenjäger, der gleich mehrere willige Opfer findet und sich mit einer Entscheidung schwer tut – warum auch sollte er sich entscheiden? Sein verführerischer Tenor verdreht den Damen zu leicht den Kopf. Die ihn umgebenden Damen, Evgenia Kravchenko, Sopran, als Parascha, Daria Samrskaya, Mezzosopran, als handfeste Mutter und Anna Litvin als schwatzhafte Nachbarin lassen ihn kaum zur Ruhe kommen. Mit dem Preußischen Kammerorchester hat Mihhail Gerts erfahrene Musiker als Partner, die Rimski-Korsakow ebenso überzeugend zum Klingen bringen wie die fröhlichen Klänge der Musik Strawinskys, dessen Musik schnell im Rhythmus, ungewohnt in den Harmonien, durchaus modern anmutet.

Ein bunt gemischtes Publikum, unter das sich auch einige Touristen eher zufällig mischen, dankt für einen unterhaltsamen Abend mit viel Beifall – es hat keine Sparfassung erlebt. Der Sommerabend mit seinen zwei bunten Mosaiksteinen beschert einem zu kleinen Publikum Besetzungen mit jungen Sängerinnen und Sängern, die sich alle als Preisträger des Wettbewerbs auszeichnen, der den Aufführungen vorangegangen ist. Ihnen möchten die Zuhörer gern wieder begegnen. Die Chancen stehen gut.

Horst Dichanz

Fotos: Henry Mundt