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Fakten zur Aufführung 

LA STELLIDAURA VENDICANTE
(Francesco Provenzale)
16. Juni 2014
(Premiere am 14. Juni 2014)

Hans-Otto-Theater, Potsdam


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Mittelmeerstimmung an der Potsdamer Havel

Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die 2014 ihr 60. Jubiläum feiern, stehen diesmal unter dem Motto „Mittelmeer zwischen Traum und Wirklichkeit“. Die künstlerische Leiterin Andrea Palent hat, wie in vielen Jahren zuvor, ein kluges Programm zusammengestellt, das an stimmungsvollen Orten in und um Sanssouci herum stattfindet. Da lockt das Eröffnungskonzert mit einem mediterranen Mischprogramm in die Friedenskirche, Christina Pluhar mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata auf die Terrassen der Orangerie, ein Fahrradkonzert führt am Wasser entlang und das Opernpasticcio Der goldene Apfel in das im Park gelegene Orangerie-Schloss. Einziger Wermutstropfen: das schmucke Schlosstheater im Neuen Palais steht diesmal wegen Bauarbeiten nicht zur Verfügung. Deshalb findet die Barockoper La Stellidaura vendicante des Neapolitaners Francesco Provenzale, ein Gastspiel von den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2012, auch im modernen Hans-Otto-Theater statt. Doch dem Vergnügen an dieser rundum gelungenen Aufführung tut das neuzeitliche Ambiente keinen Abbruch. La Stellidaura vendicante, zu deutsch Die Rache der Stellidaura, ist wunderschön anzuhören und anzusehen. In den poetischen Bühnenbildern von Karine Van Hercke, die auch für die geschmackvollen historischen Kostüme verantwortlich ist, inszeniert Regisseur François de Carpentries die verzwickte Liebesgeschichte der für ihren Angebeteten sogar zu den Waffen greifenden Edeldame Stellidaura, die von zwei Aristokraten umworben wird, von denen sich der eine als ihr Bruder herausstellt, als Theater der Gefühle. Carpentries gelingt es, die emotionalen Wechselbäder des miteinander verstrickten Protagonistentrios durch gestenreiche Körpersprache zu verdeutlichen. Für Witz und pralle szenische Lebendigkeit sorgen die zwei komischen Figuren, verkörpert durch die beiden Diener.

Ein fabelhaftes, in Alter Musik bewandertes Ensemble hat sich für diese Produktion zusammengefunden. Raffaella Milanesi bietet für die Titelpartie einen sinnlichen, dunkel getönten Sopran, den sie kultiviert und fein nuanciert einsetzt. Stimmlich absolut gleichwertig buhlen die beiden Tenöre Carlo Allemano und Adrian Strooper um sie – ersterer dunkler und kerniger, der zweite von großer Eleganz und schmachtender Attitüde. Einen wendigen Bass und altkalabrische Sprachkünste führt Federico Sacchi als Diener Giampetro vor, während Hagen Matzeit als Stellidauras Page lupenreinen Countertenorgesang hören lässt.

Zu der beglückenden vokalen Leistung kommt das Vergnügen an der frischen Spielweise der Accademia Montis Regalis. Das Originalinstrumente-Ensemble aus dem italienischen Piemont, das vom versierten Dirigenten Alessandro De Marchi mit sichtbarer Freude geleitet wird, lotet die ganze Klangfarbenpalette der spätbarocken Musik mit ihren schnell wechselnden Affekten differenziert aus und verleiht den volkstümlichen Teilen der Partitur rhythmische Prägnanz.

Nach knapp vier Stunden applaudiert das trotz Fußball-Weltmeisterschaft zahlreich erschienene Publikum, das zusätzlich in der Pause mit neapolitanischen Liedern unterhalten worden ist, heftig und langanhaltend.

Karin Coper

Fotos: Rupert Larl