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Fakten zur Aufführung 

LA PÙRPURA DE LA ROSA
(Tomás de Torrejon y Velasco)
22. Juni 2015
(Premiere am 19. Juni 2015)

Musikfestspiele Potsdam,
Orangerie Schloss Sanssouci

Points of Honor                      

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Im Garten der Gefühle

Das Motto der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2015 heißt „Musik und Gärten“. Natur und Kunst als Einheit zu erleben, das fällt in den schönen Grünanlagen in und um Sanssouci nicht schwer. Bei Hausmusiken in Privatgärten, beim beliebten Fahrradkonzert durch idyllische Landschaften oder bei Mozarts Bastien und Bastienne in der Hofgärtnerei kann man den Alltag hinter sich und Leib und Seele baumeln lassen – und sich beim zweitägigen Minifest „Im Namen der Rose“ innerhalb des Festivals ganz der Königin der Blumen hingeben. Es bietet neben Heinrich Bibers Rosenkranz-Sonaten im Palmensaal oder Jazz im Rosengarten vom Krongut Bornstedt für Liebhaber des Ausgefallenen in der Pflanzenhalle der Orangerie die Barockoper La Púrpura de la Rosa. Sie wurde 1701 vom Spanier Tomás de Torrejon y Velasco, der in Peru den Posten eines Kapellmeisters beim Vizekönig innehatte, komponiert und gilt als die erste in Lateinamerika geschaffene Oper.

In La Púrpura de la Rosa spielen – natürlich – auch Rosen eine Rolle, genauer Das Purpurrot der Rose, wie das Werk übersetzt heißt. Der griechischen Mythologie nach handelt es sich dabei um die Blutstropfen des Jünglings Adonis, die sich in Blütenblätter eines Röschens wandeln, nachdem ihn Gott Mars aus Eifersucht auf dessen Liebe zu Venus durch einen wilden Eber töten ließ. Seither prangt es gemeinsam mit dem Venusstern am Himmel – zum Gedenken an diese Liebe. Ganz so ernst wie in der Sage geht es in der Oper freilich nicht zu. Sie variiert sie auf heiter-ironische Weise und zeigt das bewegte Gefühlsleben von Liebes- und Kriegsgöttern, von Drachen und Menschen. Eine grüne, hügelige Wiese ist das beherrschende Bühnenelement von Nicolas Boveys Kulisse, in der Hinrich Horstkotte als Regisseur, Kostümbildner und Puppenspieler in einer Person mit Liebe zum Detail, überbordender Phantasie sowie Witz und Pep in der Personenführung eine betörende Mixtur aus magischem Barockspektakel sowie handfestem Volks- und  Puppentheater inszeniert. Die Einbeziehung von Marionetten und Handfiguren, die teils im Vorder-, teils im Hintergrund die Personen verdoppeln oder aus einer anderen Perspektive erscheinen lassen, gibt der Aufführung eine zusätzliche Dimension. Es ist ein Fest für Augen – und Ohren.

Denn die sechs weiblichen und zwei männlichen Solisten bieten Vokalkunst vom Allerfeinsten. Da sitzt jeder Affekt, wird jede Phrase musikalisch mit Leben gefüllt und flexibel vom rezitativischen Parlando zur Melodie gewechselt. Doch nicht genug damit. Auf der Bühne steht eine Crew von typengerecht besetzten Singdarstellern, die durch ihre natürliche, diskret ironisierende und nie überzogene Spielweise besticht. Francesca Lombardi Mazzulli und Roberta Mameli als Venus und Adonis, Mariana Rewerski und Anna Alàs i Jové als Kriegsgötter, Maximiliano Baños und Magdalena Padilla als Drachen und kecker Amor, sowie Olga Pitarch und Furio Zanasi als irdisches Bauernpaar, dazu der homogene Chor Nova Lux Ensemble – sie alle verführen durch Sanges- und Spiellust auf höchstem Niveau. 

Ein kongeniales Orchesterfundament liefert das argentinische Alte-Musik-Ensemble La Chimera unter der Leitung des charismatischen, auch zur Laute greifenden Dirigenten Eduardo Egüez. Was die Instrumentalisten mit ihrem feinnervigen Spiel aus Torrejons hochbarocker, mit spanischen Elementen durchsetzter Partitur herausholen, ist ein Wunderwerk an Farb- und Kontrastreichtum.

Stürmischer Beifall in der ausverkauften Orangerie nach einer Vorstellung, bei der alles passt. Bleibt zu hoffen, dass nach den nur vier Aufführungen weitere Spielmöglichkeiten gefunden werden.

Karin Coper

 



Fotos: Stefan Gloede