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Fakten zur Aufführung 

TRISTAN UND ISOLDE
(Richard Wagner)
28. Februar 2015
(Premiere am 4. Dezember 2004)

Teatro San Carlo, Neapel


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Der Herzenswunsch des Dirigenten

Mit der Anwesenheit Zubin Methas glänzt zur Zeit Neapels weltberühmtes Opernhaus, das Teatro San Carlo, das mit der Entstehung und der Historie des Genres Oper so eng verbunden ist. Von der italienischen Kulturpolitik und wirtschaftlichen Misere war und ist auch diese Institution betroffen. Umso mehr zieht diese Aufführungsserie des Liebesepos‘ von Richard Wagner  zusammen mit zwei Konzertabenden von Mahlers 3. Symphonie eine Vielzahl internationaler Opernfreunde als auch die neapolitanische Gesellschaft an. Es ist Zubin Methas erster Auftritt in San Carlo, und die mit seiner präferierten Oper, wie er es selbst beschreibt.

Zart und gefühlvoll, mystisch rätselhaft dringt es aus dem Orchestergraben, aufmerksam und fehlerfrei spielt das Orchester unter der Leitung des routinierten Meisters. Breit und voller Wärme entlädt sich das Orchester in voller Besetzung, romantische und harmonische Klangfülle ergießt sich über das Publikum.

Passend öffnet sich das Bild zum ersten Aufzug, Isolde und Brangäne weilen an Deck, direkt am Bug eines nördlich angehauchten Schiffes, das effektvoll auf den glitzernden Wellen reitet. Dunkle Wolken ziehen auf, Blitze funkeln am Himmel, während Isolde ihr tragisches Schicksal besingt. Kraftvoll, ab und an überstrapaziert forcierend gestaltet Violeta Urmana diese Isolde hochdramatisch. Viele Jahre steht sie auf der Bühne, und in fein phrasierter Mittellage, ohne explosive Forti kann man den Glanz ihres Soprans wohl erkennen. Jung und wohl austariert dagegen Torsten Kerl als ihr Held, Bezwinger und Geliebter. Sein Tenor bleibt im Volumen klein, aber er teilt sich seine Energie gut ein und gestaltet besonders seinen großen anspruchsvollen Auftritt im dritten Akt ohne jegliche Schwäche und mit guter Wortverständlichkeit. In der Darstellung bleibt er unbeholfen und sucht meist stehend die Rampe, auch um stimmlich größer zu wirken. Dabei hilft ihm auch nicht die sehr dünne darstellerische Personenregie.

Caroline Lang hatte den Auftrag, die Inszenierung von Lluis Paqual aufzufrischen, blieb dabei aber bei den schönen Bildern, die von Ezio Frigerio gestaltet wurden, stehen. Den gesamten Abend begleiten stimmungsvolle Blicke auf das Meer den Betrachter, er erlebt den Sonnenuntergang und die Morgenröte, die Sonnenstrahlen spiegeln sich effektvoll auf den ineinander fließenden Wellen. Zypressen wandern, von magischer Hand bewegt, wackelnd über die Bühne, eine eiserne Sonnenliege wird zum Liebesnest, in dem die beiden vom gehörnten Gatten, König Marke, aufgespürt werden.

Stephen Milling zeigt sich in guter Form und verleiht seiner Enttäuschung über Gattin und Freund sonore Tiefe und Fülle. Lioba Braun ist eine lyrisch erfahrene Brangäne, die liebevoll und deutlich ihrer Herrin beisteht und in ihren Rufen klangschön zur Achtsamkeit rät. Jukka Rasilainen demonstriert mit seinem Kurwenal seinen unverändert sicheren und sauberen Bariton. In strahlendem Sonnenlicht landet Isolde am Ende sicher auf Kariol und nimmt ihren geliebten Tristan im Krankenbett in die Arme. Mit viel Verve, vorsichtig verhalten und konzentriert ausbalanciertem Druck in der Stimme verabschiedet sich Isolde und folgt ihrem Geliebten.

Das Publikum ist begeistert und drängt, heftig Beifall spendend, an den Bühnenrand. Zubin Metha und das Orchester erhalten liebevolle Ovationen.

Helmut Pitsch

 

Fotos: Luciano Romano