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Fakten zur Aufführung 

LA TRAVIATA
(Giuseppe Verdi)
10. Juli 2014
(Premiere am 21. November 1993)

Bayerische Staatsoper München


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Diese Violetta singt für die Ewigkeit

Die Inszenierung hat schon Patina. Aber auch nach zwei Jahrzehnten überzeugt das Regiekonzept von Günter Krämer und dessen Bühnenbildner Andreas Reinhardt. Aufgemöbelt in der Personenregie, wirkt sie frisch und unverbraucht. Die geteilte Bühne wird perspektivisch mit vielen Türen erweitert, die sich öffnen und immer Blicke auf weitere Handlung freigeben. So bleibt der Handlungsraum intim begrenzt. So simpel die Matratze im letzten Bild auf der leeren Bühne liegt, so sinnbildhaft spiegelt sie die am Boden liegende Existenz Violettas wieder.

Ihr Schicksal zwischen Qual und Glück wird im Spiel von Diana Damrau mitreißend zum Leben erweckt. Ihre Violetta ist eine wohlsituierte, ordentliche selbstbewusste Bürgersfrau, ohne aufreizend zu wirken. Ihre Zuneigung, Liebe ist romantisch, ihre Verzweiflung und der Todeskampf im Spiel ergreifend. Ihre Stimme hat in den letzten Jahren durch Farbe und Flexibilität an Individualität und Dramatik gewonnen. In ihr liegt auch viel Kraft, die es durch Modulation zu regeln gilt. So geschehen in ihrer Abschiedsarie, deren Ende lange im Raum wirkt, bis das Licht erlischt. Nicht minder am Erfolg der Aufführung ist der Malteke Joseph Calleja als Alfredo Germont beteiligt. Sein tief in der Kehle weich eingebetteter Tenor mit warmem, federndem Schmelz ist unverkennbar. Er besitzt Sicherheit in allen Lagen und setzt in seiner Interpretation bewusst auf ausgefeiltes Stimmvolumen und Lautstärke. Mag seine Spielfreudigkeit langsam eleganter und bewegungsreicher werden, mit seiner Stimme ist er schon jetzt sehr überzeugend. Zu den beiden Verliebten stößt Simon Keenlyside als Vater Germont. Fein gesungen, bleibt sein Auftritt in der Wirkung zurück. Es fehlt die Autorität und entschiedene Durchsetzungskraft in der Wirkung dieser zentralen Person, die den Schicksalsfaden spinnt.

Dass an diesem Abend der Gesang zu dieser Geltung kommen kann, ermöglicht Paolo Carignani mit seinem getragenen, im Tempo zurückgenommenen Dirigat. Unaufdringlich vermischt es sich mit dem Gesang, trägt die Stimmen und hüllt sie ein. Elegische Melodiebögen werden lang ausgesungen und bewirken Melodramatik. Das Publikum saugt die Virtuosität förmlich auf und spendet viel Jubel. Immer wieder werden die Sänger vor den Vorhang geklatscht und mit Bravos belohnt.

Helmut Pitsch

Fotos: Wilfried Hösl