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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
29. Juli 2014
(Premiere am 20. April 1972)

Bayerische Staatsoper München


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Eine Rose ohne Duft

Es gibt keine Münchner Opernfestspiele ohne die jährliche Aufführung des Rosenkavalier, dem bekanntesten Opernwerk des Münchner Kindls Richard Strauss. Oft genug ist diese x-te Wiederholung des Klassikers in der Inszenierung von Otto Schenk aus dem Jahre 1972 mit der Höhepunkt zum Abschluss des Opernmarathons der bayerischen Staatsoper. Auch in diesem Jahr wollte man mit einer neuen Besetzung das verwöhnte Publikum mit dem Konzept alter Kleider mit neuen Gesichtern begeistern. Die Inszenierung und besonders die Bühnenbilder des Meisters Jürgen Rose haben von ihrem Glanz wenig eingebüßt. Wie alljährlich verfällt das Publikum in Szenenbeifall, wenn sich der Vorhang zum zweiten Akt lichtet. Die Nachbildung der Amalienburg des Nymphenburger Schlosses besticht auch heute noch das Auge. Dazu gibt es aufwändige Kostüme und die oft genug geschickt inszenierte Situationskomik in der Handlung.

Bei der Auswahl der Besetzung hat man sich in diesem Jahr für neue Gesichter in den Hauptrollen entschieden. Die Finnin Soile Isokoski verleiht der Marschallin wenig Grazie oder herrschaftliche Würde. Zudem bleibt sie gesanglich farblos und zu leise. Mutterhaft spielt sie mit Alice Coote als Octavian, sie wirkt müde und ohne Begeisterung für ihren jungen Liebhaber. Sicherlich versprüht Alice Coote auch nicht eine Überdosis an Sex oder Anreiz und wirkt eher wie ein ungeschickter Knecht am Hofe als ein Edelmann von Rang. Gelingt ihr im ersten Akt noch ein feiner Gesang mit guter Wortverständlichkeit, fällt Ihre Stimme mehr und mehr ohne Dramatik und Kraft zurück. Der Engländer Peter Rose verfügt über einen sonoren warmen Bass, der dem Ochs von Lerchenau gut zu Gesicht steht. Leider gelingt sein Ausflug in das gesprochene Wienerisch nur sehr tolpatschig und aufgesetzt. Glanz und Farbe in das Haus Faninal bringt Golda Schultz als die brave Tochter Sophie. Mit ihrer kaffeebraunen Hautfarbe, natürlichem Charme und Eleganz, dazu ausgestattet mit einer hellen, sicheren Stimme in allen Lagen wirkt die Südafrikanerin wahrlich verführerisch unschuldig und anziehend. So sieht es auch Hugo von Hofmannsthal meisterhaft in seinem Libretto vor. Nur, wo schaut Octavian in dieser Aufführung hin? Zu wenig gehen die Sänger aufeinander zu, stehen meist mit Respektabstand, auf das Publikum ausgerichtet, auf der Bühne. So gelingen die wunderbaren Duette und Terzette, die Richard Strauss wie kein anderer mit Feingefühl und melodischer Vielfalt komponiert hat, unabgestimmt, hölzern ohne Ausdruck und Zweisamkeit. Der musikalische Fluss kommt fühlbar ins Stocken.

Alle Hände voll zu tun hat Constantin Trinks am Pult des Bayerischen Staatsorchesters, um zu den Sängern Zugang zu finden und das Zusammenspiel zu ermöglichen. Schwungvoll musiziert er die wenigen orchestralen Zwischenspiele aus, um dann in der Begleitung des Gesanges seinen Weg zu finden. Vorsichtig setzt er Akzente, sucht die Führung in der Melodie, beruhigt die Orchesterstimmen und schiebt mit viel Gestik die Sänger an. Auch das Publikum wartet, wie Ochs deklamiert, „auf die Antwort“, aber das Finale zwischen Marschallin, Octavian und Sophie erreicht nicht die irdische Lösung. Verhaltener Applaus am Ende mit viel Anerkennung für Golda Schultz und den Dirigenten.

Helmut Pitsch

Fotos: Wilfried Hösl