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Fakten zur Aufführung 

PAQUITA
(Alexei Ratmansky)
16. Dezember 2014
(Premiere am 13. Dezember 2014)

Bayerisches Staatsballett, Nationaltheater München


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Getanzte Prosa

Zurzeit erlebt das klassische Handlungsballett in München ein historisiertes Revival. Diese zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr beliebte Unterhaltungsform ist den modernen TV-Romanzen oder Seifenopern und Serien sehr ähnlich. Sie erfüllen die Lust der Leute auf Intrigen, Action, das Gute siegt über das Böse und natürlich darf ein guter Schuss Romantik mit glücklichem Ausgang am Ende nicht fehlen. So eroberte sich das Ballett im letzten Jahrhundert ein breites Publikum bis zu den Herrschauerhäusern Europas. Die Stücke waren so beliebt, dass sich die Ballettlibretti zu wahren Verkaufshits in den Buchläden entwickelten. Die Pariser Oper war weithin bekannt für ihre prächtigen, kostspieligen Aufführungen, die später auch den russischen Hof begeisterten. Ein solches in seiner Entstehungszeit sehr erfolgreiches Ballett Paquita ist vom Bayerischen Staatsballett in seiner Originalfassung weitgehendst rekonstruiert worden.

Die Handlung folgt einem einfachen Schema. Paquita, ein junges Zigeunermädchen, ist ein Findelkind und bezaubert mit Ihrem Tanz auf einer Feierlichkeit den französischen Soldaten Lucien während der napoleonischen Besetzung Spaniens. Ein Zigeuner hat aber auch ein Auge auf Paquita, und seine Eifersucht wird Gegenstand einer Intrige eines spanischen Adeligen, auch als Akt gegen die Besatzungsmacht. Lucien soll in einen Hinterhalt gelockt und ermordet werden. Paquita lauscht der geheimen Absprache und rettet ihren Geliebten. Sie verweigert sich der Hochzeit. Am Hofe der französischen Besatzungsmacht erkennt sie an Hand eines Porträts Ihren verlorenen Vater und ihre adelige Abstammung. Nun steht der Hochzeit der Liebenden nichts mehr im Wege, und es wird endlich viel getanzt am Hof.

In liebevoller Detailarbeit hat sich der ehemalige Ballettchef des Bolschoi-Theaters, Alexei Ratmansky, mit dem Bayerischen Staatsballett der Aufgabe gewidmet, die Originalchoreographie von Marius Petipa wiederzubeleben. Viele Jahre wirkte der französische Choreograph Petipa am russischen Hof und schuf diese Choreographie im Jahre 1881. Gegenüber dem modernen Ausdruckstanz waren diese abendfüllenden Aufführungen eine Mischung aus Pantomime, Schauspiel und klassischem Ballett mit den entsprechenden Anforderungen an die Darsteller. Matej Urban und Ekaterina Petina hauchen Lucien und Paquita ihr Leben ein. Beide verstehen es in ihrer Körpersprache und Mimik, die Geschichte lebendig zu erzählen. Kommt es dann zum Tanz der beiden, dominiert grazile virtuose Bewegung in harmonischer Symmetrie. Die verschiedenen Soli, Pas de Deux, Pas de trois als auch die groß angelegten Festtänze geben ein kräftiges Zeichen von der Qualität und zeitlosen Schönheit der Choreographien von Marius Petipa. Hinreißende Bilder ergeben sich auch aus der opulenten geschmackvollen Bühnengestaltung durch Jerome Kaplan.

Das Bayerische Staatsorchester folgt der Darbietung mehr, als diese zu begleiten. Unter der Leitung von Myron Romanul spielen die Musiker fehlerfrei, setzen aber wenig Akzente in dieser dem Tanz gefälligen Ballettmusik. Für das Publikum ist es ein unterhaltsamer, mit bunten Impressionen ausgefüllter Abend. Begeistert wird dieser Ausflug in die Tanzgeschichte angenommen. Einen besonders herzlichen Applaus bekommen zu Recht die Kinder der Ballettakademie der Hochschule für Musik, die Ihren Auftritt souverän meistern und ein deutliches Zeichen ihres Könnens geben.

Helmut Pitsch

Fotos: Wilfried Hösl