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Fakten zur Aufführung 

ORFEO ED EURIDICE
(Christoph Willibald Gluck)
17. Oktober 2014
(Premiere am 16. Oktober 2014)

Carl Orff Saal München-Gasteig


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Gefühlter Schmerz

Regungslos steht Orfeo am linken Bühnenrand. Anmutig, klar und zerbrechlich lässt Margarete Joswig als Orfeo diesen sein Leid auf die Zuhörer und Zuschauer im Carl-Orff-Saal des Gasteig wirken. Ihre samtene Stimme verfügt über ein warmes tiefes Timbre, das sie geschickt in Emotionen umsetzt.

Wie aus einer sich öffnenden Blume löst sich Ada Ramzews am Boden kauernd von Orfeo und haucht dem Gesang getanztes Leben ein. Die Choreographie dieses anderen Opernabends stammt von der jungen Münchnerin. Sparsam, aber ausdrucksstark sind die lang angesetzten Bewegungsabläufe, ein abwechselndes Aufbäumen und ein ausgedehntes in sich Zusammenfallen – so nimmt der Schmerz Gestalt an. Wie ein gedehntes Schluchzen, das von Atemnot und rinnender Nase unterbrochen wird.

Dieses Leiden erweckt Mitgefühl – und so steigen auch die Mitglieder des Brahms-Chores in den Tanz mit wenigen synchronen Bewegungen ein und verstärken den Effekt beim begeisterten Publikum. Gleichrangig mit der Musik ist der Tanz an diesem Abend, mit dem der Münchner Brahms-Chor und die Prager Philharmoniker unter der Einstudierung und Leitung von Andreas Sczygiol an das 300. Geburtsjahr des bedeutenden deutschen Opernkomponisten Christoph Willibald Gluck gedenken wollen. Viel Aufmerksamkeit gab es nicht für diesen Jubilar, der doch das deutsche Musikgeschehen und die Kunstszene geprägt hat. „Seine Oper Orfeo und Euridice war eine Revolution, ein Aufbruch in eine völlig neue musikalische Sprache“, erklärt Andreas Sczygiol, seit März dieses Jahres neuer Leiter des Brahms-Chores.

Empfindsam, ohne Aufwallen und Begehren nähern sich Chor und Orchester dem Werk. Barock erlebt gefühlte Romantik. Behutsam dirigiert Sczygiol, achtet ab und an zu viel auf alle Beteiligten, so dass die Dynamik, der Schwung im Ablauf vermeintlich ins Stocken zu geraten drohen. Souverän sind die Solisten.

Neben Margarete Josswig und Ada Ramzews als Orfeo gestalten Monika Eder gesanglich und Martina Wimmer tänzerisch Euridice. Die weiblich-jugendliche Eleganz und ehrliche Liebe ist jäh durch den plötzlichen Tod entrissen worden. Sie bekommt eine verführerische Leichtigkeit in der Bewegung und eine kräftige stimmliche Untermauerung. Astrid Mathyshek vermittelt charmant götttlich in der Rolle des Amor.

In dem nüchternen kühlen Konzertsaal entsteht eine besondere, gefühlsbetonte Stimmung, die sich am Ende in einem verdienten herzlichen Applaus entlädt.

Helmut Pitsch

 

Fotos: Otto Klappert