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Fakten zur Aufführung 

LA FORZA DEL DESTINO
(Giuseppe Verdi)
10. Mai 2015
(Premiere am 22. Dezember 2013)

Bayerische Staatsoper München,
Nationaltheater München


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Ein Fest der Stimmen

Der Titel ist Programm, viel Macht übt das Schicksal in der gleichnamigen Oper von Giuseppe Verdi aus. Ein Liebespaar zerbricht am Nein des liebenden Brautvaters, der durch ein unglückliches Missgeschick vom stürmischen Liebhaber erschossen wird, und der Fluch der Rache des Bruders verfolgt die Liebenden ihr Leben lang, ohne dass die beiden sich vereinen können. Irrungen und Wirren, Verkleidungen, Apotheosen an den Krieg, Schlachten und Klosterleben umrahmen die Handlung. Aber das Schicksal zieht die Fäden omnipräsent.

Das stellt Martin Kusej unbarmherzig offen in Form eines Tisches und Stühlen den ganzen Abend auf die Bühne. Während der Ouvertüre ist es der fein gedeckte Abendbrottisch, an dem die Familie der Vargas diniert, danach schwören sich Leonore und Alvaro am Tisch ihre Liebe und werden dabei ertappt. Am Tisch sitzend, wird der Vater erschossen, wird Alvaro als Kriegsverletzter aufgebahrt, findet die Speisung der Armen statt und am Ende sterben Bruder und Schwester da Vargas an eben diesen Tisch, ihr trauriges Familienschicksal besiegelnd. Geschickt bleibt am Abend das Bühnenbild statisch kühl, eine Betonwand mit zentraler Öffnung, die sich gestalten lässt. Die Aussage ist klar, die handelnden Personen kommen nicht raus, die Flucht vor dem Schicksal gelingt nicht. Die Verdis Zeit entsprechende Glorifizierung des Krieges dreht Bühnenbildner Martin Zehetgruber geschickt in der Aussage um, in dem er groteske Szenen aus 9/11 und dem Irakkrieg nachstellt.

So beklemmend und aussichtslos tragisch die Handlung dieser Oper ist, umso schöner die Musik des gereiften Maestros Verdi. Die Farben und Bilder, die Spannungen und Emotionen zwischen den Personen und die Unbarmherzigkeit des Schicksals arbeitet Asher Fisch am Pult heraus. Beeindruckt von Wagner, finden wir ausdrucksstarke wiederkehrende Leitmotive in der Komposition, die stimmungsvoll szenisch wirken.

Auf diesem mitunter kräftigen, vollmundigen Klangteppich schweben förmlich die Sänger des Abends. Allen voran Publikumsliebling Jonas Kaufmann, der besonders mit seinem darstellerischen Vermögen auffällt. Dazu überzeugt wieder seine mit viel Schmelz im Timbre ausgestattete Stimme. In der Höhe spielt er melancholisch mit der Kopfstimme, und spielerisch wechselt er die Lagen. Mit ihm vereint sich reibungslos Anja Harteros mit ihrem silbrig klaren und mühelos die Spitzentöne erklimmenden Sopran. Sowohl als Marchese di Calatrava als auch als verständnisvoller, mildtätiger Padre Guardino beeindruckt Vitaly Kowaljow. Neu gegenüber der Premierenbesetzung und eindrucksvoll ihre Rollen prägend sind Ambrogio Maestri als Fra Melitone und insbesondere der junge italienische Bariton Simone Piazzola als der traumatisch verbitterte, rachesuchende Bruder Don Carlo da Vargas.

Am Ende bereitet das Publikum allen Beteiligten einen langanhaltenden stehenden Applaus, zurecht für einen gelungenen Opernabend.

Helmut Pitsch

Fotos: Wilfried Hösl