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Fakten zur Aufführung 

ARIADNE AUF NAXOS
(Richard Strauss)
20. Oktober 2015
(Premiere am 24. Juli 2008)

Bayerische Staatsoper München


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Frisch, spritzig und überzeugend wie am ersten Tag

Es war ein revolutionierendes Novum, die ursprünglich angedachte Zusammenführung von Jean Baptiste Molieres Bürger als Edelmann als Theaterstück mit Tanzeinlagen und einer Kammeroper mit dem mythologischen Inhalt der Geschichte von Ariadne. Die Uraufführung fand 1912 unter der Leitung von Max Reinhardt in Stuttgart statt. Trotz des Premierenerfolges hatte es die Hybris von Theater und Oper schwer sich durchzusetzen. Nach einer intensiven Überarbeitung sind zwei Meisterwerke geblieben: die Oper Ariadne auf Naxos und die Orchestersuite sowie die freie Bühnenbearbeitung der Komödie Der Bürger als Edelmann

Ariadne auf Naxos lebt von den geschickt erarbeiteten und miteinander verbundenen Gegensätzen. Die Spannung ist von Beginn da. Unüberbrückbare Welten und Charaktere prallen aufeinander, und harmonisch vermischen sich beide zu einem lebensbejahenden Gesamtkunstwerk. Opera buffa trifft auf Opera seria, Epos auf Commedia dell'arte. Robert Carsen gelingt es wahrhaft spielerisch, die konflikthaltige Handlung spannungsgeladen und lebendig auf die meist dunkle und leere Bühne zu bringen, die Peter Pabst mit wenigen Mitteln und Lichteffekten von Manfred Voss gestaltet. Überall ist Bühne, Zuschauerraum und Publikum wird einfach mit in die Handlung gezogen. Es gibt keinen traditionellen Einzug des Publikums, langsames Dimmen der Hausbeleuchtung und andächtiges Warten auf den Dirigenten. Tänzer üben auf der Bühne, das Haus ist voll beleuchtet, plötzlich wird um Musik gebeten, das Spiel beginnt und der Spannungsbogen ist von Anfang an da. Kein barocker Plüsch, alles ist lebensecht modern. Falk Bauer hat mit seinen Kostümen die Charaktere und den aktuellen Zeitgeist witzig prägnant getroffen.

Die Besetzung ist handverlesen und bringt ein Wiedersehen mit bekannten Stars. Sopranistin Amber Wagner verleiht der Titelrolle eine wahrhaft primadonnenhafte, pathetische Aura mit viel Körper- und Stimmfülle. Ihre Stimme hat Spannkraft und wird von ihr fein nuanciert eingesetzt. Brenda Rae fühlt sich in der Rolle der Zerbinetta sichtlich wohl. Schon Richard Strauss schenkte dieser Partie große Aufmerksamkeit, und mit ihrer berühmten Koloratur-Arie hat er sie in den Mittelpunkt gestellt. Hier setzt Rae an und zieht in ihrer großen Arie alle Register, schauspielerisch und stimmlich. Sie verfügt über die nötige Höhe, die Flexibilität und Technik, ab und an verschwimmt die akzentuierte Koloratur in ihrem schlanken Sopran. Die Rolle des Bacchus bringt ein Wiedersehen mit Peter Seiffert, unvergesslich als Lohengrin auch in München. Ob vermeintlicher Todesbote oder heldenhafter Gott, sein Tenor hat noch viel Schmelz und Kraft, die Flexibilität und Leichtigkeit aus früheren Jahren fehlt. Die zeigen die drei Nymphen Eri Nakamura, Okka von der Damerau und Anna Virovlansky in ihrer frischen lebendigen Gestaltung ihrer Rollen. Alice Coote verleiht dem Komponisten männliche Züge mit ihrem warmen, dunkel gefärbten Mezzo, ariös auch im Sprechgesang. Mitglieder des Opernballetts und Mark Lawson als markiger Repetitor runden die Gesamtleistung aller Beteiligten ab.

Die musikalische Gestaltung von Kyrill Petrenko gelingt ebenso wirkungsvoll im Orchestergraben. Die kammermusikalische Prägung ist dem Werk im Kern geblieben, aber Richard Strauss hat in seinem unverkennbaren Kompositionsstil reichhaltig instrumentriert. Insbesondere die Polarisierung der beiden zentralen Frauenbilder Ariadne und Zerbinetta finden ihren Ausdruck vielmehr in der Partitur als im Libretto. Der GMD malt stimmungsreiche Harmoniebögen plastisch und farbenreich. Geschwindigkeit, Volumen und Lautstärke werden wohl dosiert zum Ausdrucksmittel. Viel Aufmerksamkeit widmet er den Sängern, die er in seinem Dirigat miteinbezieht.

Das Publikum feiert begeistert eine glanzvolle Aufführung lautstark mit Trommelwirbel. 

Helmut Pitsch

Fotos: Wilfried Hösl