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Fakten zur Aufführung 

RUSALKA
(Antonín Dvočák)
9. Mai 2014
(Premiere)

Slowenisches Nationaltheater Maribor


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Symbolstarke, magische Bildermacht

„Ježibaba, Ježibaba!“ Mehrmals ruft Rusalka lautstark ihren Namen, als sie plötzlich vor Furcht erstarrt. Denn jäh färben sich die herunterhängenden Schlingpflanzen blutrot, während die Umgebung im Dunkel versinkt. Rauch steigt auf, und von unten erscheint die Hexe, bekleidet wie eine Domina mit einem prunkhaften, ausladenden, rot-schwarzen Kleid und Schnürstiefeln mit Plateausohle, in der Hand eine rote Gerte: Ungemein bildmächtig ist die Szene von Bühnenbildner Daniel Dvořák, unterstützt von fantasievollen Kostümen von Sylva Zimula Hanáková. Aber nicht nur hier wird die teils magische, teils elegante Szenerie durch suggestive Lichtstimmungen und von oben herunterhängende, geometrische rote Formen, die sich auch am Boden widerspiegeln, aufblitzenden Wasserprojektionen oder durch einen roten, schicken Oldtimer-Mercedes, mit dem der Prinz erscheint, unterstrichen, sondern auch in der Küchenszene mit rollschuhfahrenden Köchen und mit viel Ballett aufgemotzt.

Neben dieser Bildfülle setzt Regisseur Jiří Nekvasil auf Symbolreichtum. So ist in Dvořáks Rusalka am Marburger Opernhaus die Hexe auch gleichzeitig die „böse“ fremde Fürstin, die erfolgreich um die Gunst des Prinzen buhlt. So zieht die Titelheldin ihre Schuhe, die sie jetzt nicht mehr brauchen wird, aus und stellt sie, nunmehr ständig von einem Spot beleuchtet, an den Bühnenrand, als sie wieder ins Wasserreich zurückkehrt. So verdorren mit dem Todeskuss zum Finale sämtliche Wasserpflanzen und fallen fahl herunter. Darüber hinaus ist die Personenführung des Regisseurs zurückhaltend, ja teils oft sehr statisch. Und so wirkt die romantische Geschichte der tragischen Liebe einer naiven Wassernixe zu einem Menschen und ihr glückloser Ausflug in dessen Welt weniger berührend, als sie sein sollte.

Dazu tragen leider auch zwei der Hauptpartien bei. Denn Jana Doležilková vermag mit ihrem kleinen, fast körperlosen, in der Höhe wenig fokussierten Sopran als Titelheldin kaum zu berühren. Tim Ribič ist ihr geliebter Prinz, der eigentlich gemäß seinem Outfit wie ein Elvis-Verschnitt, wie ein Dandy, der sich auch gerne einmal eine Zigarette anzündet, aussieht, dem es jedoch darstellerisch an Lässigkeit fehlt und der recht hölzern spielt. Er verfügt über einen sehr kleinen Tenor, der trotz Forcierens immer wieder im Orchester untergeht. Hingegen ist Eliška Weissová eine dominante, präsente und ausdruckstarke Hexe Ježibaba und fremde Fürstin in einer Person. Mit profundem, weichem Bass hört man Valentin Pivovarov als Wassermann. Auch die kleineren Rollen mit den drei Waldelfen Nina Dominko, Mojca Potrč und Dada Kladenik wie auch Amanda Stojovič als Küchengehilfin und ganz besonders Darko Vidic als Förster lassen keine Wünsche offen. Auch der Chor des Hauses, von Zsuzsa Budavari-Novak einstudiert, singt homogen und klangschön.

Der Interpretation des Orchesters der Mariborer Oper unter Jaroslav Kyzlink, das zwar immer wieder sehr farbenreich und gewaltig auftrumpft, aber immer wieder von einer Tuba extrem dominiert wird, fehlt es an Raffinement und Feinschliff wie auch an packenden Akzenten.

Das Publikum reagiert angemessen mit höflichem, enden wollenden Applaus.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Tiberiu Marta