Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

NABUCCO
(Giuseppe Verdi)
3. Juni 2015
(Premiere)

Theater Magdeburg


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Freiheitsoper prägt Kindheit

Minutenlange Ovationen und enthusiastische Einforderungen von Zugaben setzen den Schlusspunkt unter ein einzigartiges Opernerlebnis, mit dem das Magdeburger Theater seinen großen Erfolg von vor zwei Jahren wiederholt. In einer für Kinder bearbeiteten Fassung der Oper Der fliegende Holländer oder der Traum vom Meer erlebten damals mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler im Alter von acht bis elf Jahren in dem internationalen musikdramatischen Projekt wagner2000 Oper interaktiv und hautnah zum Mitmachen. Und das nicht nur musikalisch in den großen Chorszenen wie in der Spinnstube oder als Matrosen auf dem Geisterschiff, sondern auch mit den selbstgebastelten  Requisiten  aus dem Zuschauerraum heraus. Vor zwei Jahren wurde das Wagner-Projekt in Kooperation mit der Associazioine Lirica e Concertistica Italiana, einem Verband italienischer Opernhäuser, und der Opèra de Rouen realisiert. Für Nabucco gab es eine Zusammenarbeit mit dem Teatro Sociale im italienischen Como. Hier wurde die Kinderfassung der Verdi-Oper 2011 zum ersten Mal aufgeführt. In Magdeburg haben sich in diesem Jahr mehr als 1.500 Schülerinnen und Schüler aus 24 Schulen in Magdeburg und dem Umland beteiligt.

Nach der Nabucco-Premiere jetzt stürmen viele Kinder ins Foyer. Hier können die kleinen Opernfans ihre Stars treffen: Stefan Stoll als Nabucco, Orsolya Vari, die Abigaille gesungen hat, Lucia Cervoni in der Rolle der Fenena, Paul Seketrin hat den Zaccaria dargestellt, Chang Young Lee in der Rolle des Ismaele und Jung-No Hahm als Hohepriester des Baal. Dabei gibt es nicht nur Autogramme. Die Kids haben viele Fragen, sind sehr neugierig. Kein Wunder.

In der einjährigen Vorbereitungszeit in den Schulen, in der nicht nur die Chorszenen anhand einer zur Verfügung gestellten CD mit Hörbeispielen einstudiert wurden, konnten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Opernprojekt kindgerecht auseinandersetzen. Dazu erhielten sie ein außergewöhnliches Opernbuch mit vielen Informationen zu Giuseppe Verdi, den Personen der Opernhandlung, über das Judentum und das babylonische Reich. Musikalische Begriffe wie Rhythmus und die Rolle der Musik in der Oper wurden zum Teil auch in Quizform erklärt. Besonders interessant waren die Informationen zu Theaterberufen und dem Innenleben des Opernhauses. Und es gab sogar Bastelvorlagen für die Requisiten. Für die Lehrerinnen und Lehrer boten die Theaterpädagoginnen Annette Kuß und Elaine Schmidt und Dramaturg Benjamin Wäntig frühzeitig zur Vorbereitung in den Fächern Musik, Deutsch, Mathematik, Kunst, Religion und Ethik Workshops und weitere Materialien an.

Wenn man in den Zuschauerraum blickt, sieht man die nach den Vorlagen im Opernbuch von den Schülern zu Hause und im Unterricht selbst gebastelten Requisiten, die im Stück passgerecht an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Ein Pferdekopf als Wahrzeichen Nabuccos und ein bemaltes Tuch  für die Hebräer. Und natürlich gibt es für die acht großen musikalischen Szenen, in denen die Schüler lauthals mitsingen sollen, das Notenmaterial mit den gekennzeichneten Einsätzen für die kleinen Choristen.

Dass das im Parkett und auf dem Rang perfekt abläuft, garantiert Dirigent Hermann Dukek. Lucia Cervoni, die die Rolle der Fenena mit stimmlicher Bravour interpretiert, ist vom Gesang der Kinder sehr berührt. „Wenn man Va`pensiero von fast 600 Stimmen gesungen hört, geht das zu Herzen“. Sie hält Mitmach-Opern für eine einzigartige Möglichkeit, sehr früh und emotional erlebbar die Theaterbesucher der Zukunft für die Oper zu begeistern.

Diese Begeisterung erlebt man bei allen Protagonisten auf und hinter der Bühne. Denn die kleinen Zuschauer können auch hinter die Kulissen schauen, erleben, wie sich die Bühne unter dem Einsatz der Technik verwandelt und auch, dass die Sänger eben nur eine Rolle spielen und ansonsten große und kleine „Macken“haben wie andere Menschen auch.

Die Magdeburgische Philharmonie sorgt unter Dukek für den nötigen Verdi-Sound. In den phantasievollen Kostümen und den Effekten im Bühnenbild von Tal Shacham gelingt Regisseur Sebastian Gruner eine so komprimiert ablaufende Handlung, dass man kaum die Kürzung des Originals um mehr als eine Stunde bemerkt. Für die musikalische Einrichtung sorgte Alberto Cara.

Der elfjährige Mike bringt es unmittelbar nach der Aufführung auf den Punkt. „Könnte Schule nicht öfter so sein und Spaß machen?“ Tolles Kompliment.

Herbert Henning







Fotos: Nilz Böhme