Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

ORFEO ED EURIDICE
(Christoph Willibald Gluck)
16. Oktober 2014
(Premiere am 9. Oktober 2014)

Slowenisches Nationaltheater Ljubljana


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Erstarrter Orpheus der Merkwürdigkeiten

Gleich zwei Debüts gilt es zur Saisoneröffnung der Laibacher Oper zu vermelden: Jernej Lorenci heißt der neue Operndirektor, der auch gleich erstmalig am Haus Regie führt. Jaroslav Kyzlink ist der neue Chefdirigent, der zur Eröffnungspremiere am Pult des Orchesters des Hauses steht.

Diese gerät jedoch recht ambivalent. Denn die Azione teatrale Orfeo ed Euridice von Christoph Willibald Gluck, dessen 300. Geburtstag es heuer zu feiern gilt, strotzt nur so von Merkwürdigkeiten. Lorenci zeigt in seiner Inszenierung überwiegend statische, meist in der Bewegung erstarrte Bilder. Zugegeben sind diese von einnehmender Ästhetik, was hauptsächlich auf die prächtigen, in schwarz-weiß gehaltenen Abendroben im Stil des Fin de siècle einer feinen Tischgesellschaft in einem kahlen Raum mit Fenstern und einem Tisch zurückzuführen ist. Das Bühnenbild hat Branko Hojnik, die Kostüme Belinda Radulovič kreiert. Aber die Bilder werden anfänglich überhaupt nur hinter geschlossenem Vorhang geändert. Und das nervt gleich zu Beginn, wenn sich dieser in den ersten 15 Minuten viele Male schließt und wieder öffnet.

Die bedeutendste Bewegung macht Orpheus selbst, indem er ständig sitzend mit den Beinen ein kleines Laufband betätigt, was offenbar seinen Gang in und aus der Unterwelt symbolisieren soll. Sonst rührt sich kaum etwas. Außer dass aus nicht erkennbaren Gründen ein Mann langsam eine zuckende Frau erwürgt. Außer dass Amor vor der gesamten Tischgesellschaft einen Beischlaf am Tisch über sich ergehen lassen muss. Und letztlich, man wählt eine gekürzte „Wiener Urfassung“ dieser Reformoper aus 1762 mit pausenlosen 75 Minuten, fehlt das lieto fine: Es siegt nicht die Liebe, denn Eurydike wird nicht zum zweiten Mal zum Leben erweckt, sondern bleibt tot. Und Orpheus altert sichtbar: Er bekommt auf offener Szene einen grauen Bart und einen Stock verpasst und wird auf seinem Laufband immer langsamer …

Orpheus ist diesmal mit einem Bariton besetzt und wird von Jože Vidic mit weicher, warmer Schönheit, aber merkwürdig wenig Empathie gesungen. Empfindsamer hört man hingegen Martina Zadro in der viel kleineren Partie der Eurydike. Urška Arlič Gololičič singt den Amor sauber und flexibel. Gut ausbalanciert ist der Chor des Hauses.

Beim Orchester der Slowenischen Nationaloper unter Jaroslav Kyzlink hört man vibratofreie, stilsichere und elegante Klänge. Was jedoch fehlt, ist ein Mehr an frischer Lebendigkeit und inspirierenderen Impulsen.

Gar so angetan von den nicht erklärbaren Merkwürdigkeiten ist das Publikum auch nicht, deswegen gibt es nur kurzen Applaus.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Darja Stravš Tisu