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Fakten zur Aufführung 

LA DIRINDINA
(Domenico Scarlatti)
LA SERVA PADRONA
(Giovanni Battista Pergolesi)
17. September 2014
(Premiere am 25. April 2014)

Erholungshaus, Leverkusen


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Die Leichtigkeit der Oper

Seit 1907 bietet ein großes Chemie-Unternehmen in Leverkusen seinen Mitarbeitern kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art an, um die Lebensqualität zu erhöhen. Gar ein eigenes Theater- und Konzerthaus wurde in idyllischer Lage in der Innenstadt erbaut. Heute kümmert sich ein 15-köpfiges Team darum, kulturelle Veranstaltungen aller Sparten zu organisieren, um allen Leverkusenern ein umfangreiches Programm anzubieten. Dabei sieht sich das Unternehmen nicht als Konkurrenz zum Kulturangebot der Stadt, das im Forum Leverkusen stattfindet, sondern eher als Ergänzung, und betont die Zusammenarbeit.

Eigentlich ist die zuständige Abteilung des Unternehmens für die Einkäufe von Produktionen zuständig, doch Volker Mattern, Abteilungsleiter, sieht die Zukunft auch in Eigenproduktionen und vor allem Kooperationen mit anderen Häusern. Eine solche Eigenproduktion findet erstmalig im Bereich Oper mit den Intermezzi mit Intermezzo statt. Ein Programm mit Tücken. Die Idee dahinter: Wir machen es dem Barock gleich. Da gab es die Oper als Rahmenprogramm. Während die Handlung dahin plätscherte, frönte das adlige Publikum Kartenspielen, dem Essen oder Spaziergängen im Park. So ganz stimmt das Bild in Leverkusen nicht. Da wird zunächst das Intermezzo La dirindina gezeigt, dann gibt es ein Drei-Gänge-Menü, für die, die es sich leisten können, und dann gibt es das Intermezzo La serva padrona. Das Menü wird mit einer Pantomime von niemand Geringerem als Milan Sládek zur musikalischen Begleitung von Leonhard Bartussek am Violoncello untermalt. Da können sich Menschen, die nicht am Abend drei Gänge verspeisen wollen oder können auch vom Rand her zuschauen. Das Blöde dabei: Während die beiden Intermezzi jeweils eine Dreiviertelstunde dauern, dauert das Essen dazwischen eine Stunde. Das scheint nicht zu Ende gedacht.

Dem Publikum in eher hohem Altersdurchschnitt gefällt’s. Das Studio mit seinen hundert Plätzen ist nahezu ausverkauft, und fast alle nehmen am Essen teil. Da werden die kurzen Opernstücke eher als fröhliches Begleitprogramm wahrgenommen. Und dazu passt dann auch gut die Inszenierung von Kay Link. Er setzt weniger auf das Wesen der Intermezzi, die ja zu ihrer Zeit mehr zeitgenössisch-kritisch angelegt waren, sondern mehr auf den Opera-Buffa-Charakter, den er dann auch konsequent durchhält. Olga von Wahl hat sich für heutige Kostüme entschieden. Auf kleiner Bühne, die auch nur in Ausschnitten präsentiert wird, ist der kleine, an einer Leine hin- und hergezogene Kronleuchter der running gag. Bewusst gewählt die Bühnenausstattung in einfacher, liebevoller Prospektmalerei. Die Requisiten unauffällig, aber effektiv.

Müßig, die Handlungen der kleinen Opernstücke wiederzugeben. Während in La dirindina eine untalentierte Bühnenmaus ihren Gesangslehrer vorführt, trickst in La serva padrona die Pflegetochter, bis sie den Hausherrn ehelicht. Die Hauptrolle spielt in beiden Stücken Meera Varghese, die ihren Sopran leise, aber abwechslungsreich einsetzt. Ihre darstellerische Leistung sieht sehr angelernt aus, weckt aber so viel Lust, dass man sie mal in einer größeren Rolle sehen möchte. Den verlangten Humor bietet sie jedenfalls überzeugend. Ist Bariton Manos Kia als Gesangslehrer noch schwierig zu beurteilen, gewinnt er als Uberto, der Hausherr in La serva padrona, die Herzen der Zuschauer sowohl in darstellerischer als auch in gesanglicher Hinsicht. Michael Taylor, der den Liscione in La dirindina gibt, hat sicher komisches Talent, als Countertenor weiß man ihn stimmlich nicht so recht einzuschätzen. Zu sehr schwankt die Stimme, zeigt aber auch eine beachtliche Bandbreite. Milan Sládek zeichnet für die stummen Rollen verantwortlich und bleibt damit eher im Hintergrund.

Wenn Link hier opera buffa inszenieren wollte, ist ihm das sicher gelungen. Auch das neunköpfige Orchester L’arte del mondo lässt sich auf die Späße ein. Unter der Leitung von Werner Ehrhardt zeigt es sich, in langer Linie vor der Studiobühne aufgezogen, spielfreudig und transparent. In La serva padrona wird es mit der Balance schon das eine oder andere Mal schwierig, ohne dass es allzu störend wirkt. Immer präsent ist Luca Quintavalle am Cembalo.

Insgesamt ein freundliches Ergebnis, das Lust auf die kommende Spielzeit macht. Das Publikum reagiert mit freundlichem, wenig überschäumendem Applaus, auch wenn einige Fußtrampler unterwegs sind.

Michael S. Zerban

Fotos: Pedro Malinowski