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Fakten zur Aufführung 

KING ARTHUR
(Henry Purcell)
2. Mai 2015
(Premiere)

Kinderoper Köln


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Wie ein Niemand zum Helden wird

Henry Purcells Musik zu John Drydens Theaterstück King Arthur ziert keine Oper und kann sogar nur begrenzt als Schauspielmusik gewertet werden. Im Grunde ist das recht hilflos als „Semi-Oper“ bezeichnete Stück eine Revue, in der alles aufgeboten werden kann und muss, was das barocke Theater an spektakulären Effekten zu bieten hat. Kampfszenen, Ungeheuer, Waldgeister, einen liebenden Ritter, die Befreiung einer schönen Dame aus den Händen eines Bösewichts und die wohlgefällige Krönung des tapferen Helden zum König von Britannien. Verknüpft mit den farbigen, originellen Musiken Purcells ist ein pralles sinnliches Theatererlebnis garantiert, das auch Kindern nicht vorenthalten bleiben sollte. Brigitta Gillessen, Rainer Mühlbach und Ralf Soiron bastelten für das Kölner Kindertheater eine einstündige Fassung, die rundum Vergnügen bereitet. Den ausschließlich dem Kölner Opernstudio zugehörigen Sängern und vor allem dem Publikum. Da überwiegt freilich die ältere Generation an Präsenz deutlich den Nachwuchs, der recht spärlich die ersten beiden Reihen der Spielarena besetzt. Hoffentlich nur ein Premierenphänomen.

Die Kinder haben die Ehre, am Ende von König Artus zum Ritter der Tafelrunde geschlagen zu werden. Ansonsten werden sie nicht in das Spiel einbezogen, sitzen in dem kleinen Saal des Alten Pfandhauses den Darstellern allerdings ohnehin so nahe, dass sie des Öfteren die Füße einziehen müssen. Die Schwerterkämpfe zwischen Artus und dem bösen Oswald von Kent werden für die Kinder im wahrsten Sinne des Wortes zum Nahkampferlebnis. So dicht am Geschehen dürfte man in keinem anderen Opernhaus dem Geschehen folgen.

Auch nicht in der verdienstvollen Kinderarbeit der Deutschen Oper am Rhein, die dafür freilich mit erheblich größerem technischem und personellem Aufwand aufwartet. Der spezifische Reiz der Kölner Kinderoper liegt dagegen in der fantasievollen Aufgabe, mit möglichst bescheidenen Mitteln ein Maximum an Effekt zu erzielen. Und das gelingt Regisseurin Brigitta Gillessen und Ausstatterin Ute Lindenbeck so gut wie in den meisten zurückliegenden Produktionen der Kölner Kinderoper.

Immer wieder geht der dekorative rote Vorhang auf und gibt neue Einblicke in bunte Theaterbilder von Burgen und unheimlichen Wäldern frei. Nebel steigt aus dem Boden auf, Merlin lässt das Licht geheimnisvoll flackern, Fantasietiere schleichen über die Spielfläche und versetzen nicht nur das Publikum in Erstaunen, sondern auch den angehenden König, dem das Kölner Team eine pfiffige Rahmenhandlung auf den Leib schneidert. Der Darsteller des Monarchen ist eigentlich ein kulissenschiebender Bühnenarbeiter, der sich allerdings recht tolpatschig anstellt und vom Sänger des bösen Oswald zum „Niemand“ erklärt wird. Merlin richtet den Gescholtenen auf und ermuntert ihn, sich zum Ritter zu wappnen und etliche Kämpfe zu bestehen, um seine entführte Verlobte Emmeline von Cornwall befreien und sich zum rechtmäßigen König von Britannien erheben zu können. Mit Erfolg.

Kapellmeister Rainer Mühlbach geizt trotz des klein besetzten Gürzenich-Orchesters nicht mit barock-royalem Pomp und gibt der pointierten Musik von Purcell, die vom Kampfspektakel bis zum zarten Liebesduett alle Register des Bühnenzaubers zieht, plastisches Profil. Das gesangliche Niveau zeichnet sich durch ein homogen ausgeglichenes, erfreulich hohes Niveau aus. Von der Spielfreude der jungen Darsteller ganz zu schweigen.

Wolfgang Schwaiger verliert in der Titelrolle stimmlich jede Schüchternheit und lässt einen Bariton von kerniger Größe erkennen. Dongmin Lee erweist sich in mehreren Rollen als koloraturgewandte Sängerin. Keith Bernard Stonum verleiht dem Zauberer Merlin tenoralen Glanz und Taejun Sun lässt es als böser Oswald nicht an eindringlicher Schärfe fehlen. Luke Stoker in mehreren Rollen sowie Justyna Samborska als Emmeline und Judith Thielsen als ihre Freundin Matilda runden die prächtige Ensembleleistung ab.

Eine wiederum vergnügliche Stunde in der Kinderoper für Jung und Alt.

Pedro Obiera

 

Fotos: Klaus Lefebvre