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Fakten zur Aufführung 

DIE ZAUBERFLÖTE
(Wolfgang Amadeus Mozart)
18. Dezember 2014
(Premiere)

Stadttheater Klagenfurt


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Neue Töne und Klänge in einer naiven Märchenwelt

Pfoah“, entfährt es Papageno begeistert, als seine Papagena im gleichen roten Federkleid wie er von oben herunterschwebt und dabei kleine rote Federn heruntergleiten lässt. Wenn sie dann, unten angekommen, gemeinsam ihr bekanntes Duett über ihre zukünftigen Papagenos und Papagenas singen, sausen von allen Seiten kleine Kinder herein, ebenfalls in gleiche, winzige Federkleidchen gewandet: Eine nicht unbedingt neue, aber entzückende Idee gegen Ende der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart am Stadttheater Klagenfurt.

Viel Märchenhaftes für Erwachsene und mehr noch für Kinder wird uns sonst gezeigt: Fantasievolle Tiere, bei der Feuer- und Wasserprobe über ihre großen, rauchenden Münder begehbare Riesenköpfe, die ihre Augen öffnen und schließen können. Weiters sieht man Prospekte mit gemalten Ornamenten, die Miron Schmückle erdacht hat voll Freimaurersymbolik und einen ziemlichen Kostüm-Mischmasch von Katja Wetzel.

Bei der Inszenierung selbst bleibt Regisseur Patrick Schlösser immer am Text. Erzählt wird die nicht leicht fassliche Geschichte vom tiefen Humanismus und der hehren Tugend ohne abgehobenes Regiekonzept, jedoch auch nicht gesegnet von Ideenreichtum, recht einfach, teils sogar etwas naiv. So mancher Szenenauftritt und -abgang wirkt zudem recht ungelenk und muss sich erst einspielen, wenn etwa der Sprecher einen Vorhang hochheben und gebückt auftreten muss.

Ungewohnte neue, zusätzliche Texte, sind zu hören: Schlösser bleibt dem Libretto der Uraufführung der Oper 1791 treu, rehabilitiert die sonst meist stark gekürzten Dialoge von Emanuel Schikaneder in voller Länge und reichert sie mit einigen gewitzten, aktuellen Ideen an.

Aber auch bei der Musik klingt bei dieser viel gespielten und populären Oper des Salzburger Genius vieles neu. Thomas Rösner beschert uns ein Korrektiv der Hörgewohnheiten. Der österreichische Dirigent hält sich genau an Mozarts Angaben hinsichtlich Tempi, Dynamik und Artikulation und bereinigt falsche Aufführungstraditionen. Und das Kärntner Sinfonieorchester im höher gefahrenen Orchestergraben folgt ihm dabei akzent- und farbenreich. Vieles wird lustvoller, frischer und generöser verziert. Entgegen unseren Hörgewohnheiten werden flüssigere, aber auch langsamere Tempi angeschlagen.

Hoch ist auch das Niveau bei den Sängern: Ilse Eerens ist eine betörend schöne, empfindsame Pamina. Manuel Günther ist ein heller, unverbrauchter Tamino mit wunderbaren Lyrismen. Stefan Zenkl, dem sein Federkleid wie ein Zelt auch als Versteck dient, ist ein sympathischer und kerniger Papageno, der anfänglich seine Dialoge extrem schnell spricht. Diana Schnürpel singt die Königin der Nacht traumhaft koloratursicher. Andreas Hörl hingegen ist ein wenig fokussierter Sarastro, uralt gezeichnet mit Gehstöcken. Es mangelt ihm an Intonationssicherheit und Basstiefe. Peter Kellner ist ein stimmgewaltiger Sprecher und Geharnischter. Mit tadelloser Intonationsreinheit hört man die drei Damen, die von Yuna-Maria Schmidt, Julia Stein und Christiane Döcker gesungen werden und die drei Knaben der Carinthia Singschul, die eigentlich Mädchen sind, wie sie selbst auf einer Tafel verkünden, weil die Jungs gerade im Stimmbruch sind, denen Lisa-Maria Lebitschnig, Lea Unger und Anna Semlitsch ihre klaren Stimmen leihen. Auch die kleineren Partien, wie etwa die ungemein begabte, rein und fein singende Theresa Dittmar als Papagena, der sichere Richard Klein als Monostatos sowie Thomas Tischler als kerniger Priester und der Chor des Hauses, der von Günter Wallner einstudiert ist und großenteils aus dem Off singen muss, lassen keine Wünsche offen. Starker Applaus.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Aljoša Rebolj