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Fakten zur Aufführung 

TESEO
(Georg Friedrich Händel)
20. Februar 2015
(Premiere)

Badisches Staatstheater Karlsruhe


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Schönster Liebesgesang

Zwar ist aus dieser Oper von Georg Friedrich Händel kein ausgesprochener Ohrwurm bekannt, doch die Verkettung schönsten Liebesgesangs nimmt für Teseo ein. Die Handlung ist recht beliebig: Theseus ist in Agilea verliebt, und Arcane in Clizia. Dazwischen ein leicht tumber König von Athen und dessen vor Eifersucht rasende Verlobte Medea. Denn die will eigentlich den smarten Theseus-Teseo für sich gewinnen. Doch der bleibt stark, wie es sich für einen unsterblich Verknallten gehört, und am Ende kommt zusammen, was zusammengehört.

Das Team um Regisseur Daniel Pfluger, Bühnenbildner Flurin Borg Madsen, Kostümdesignerin Janine Werthmann und die Videokünstler Benedikt Dichgans sowie Philipp Engelhardt zeigt die Figuren in gut abgestimmten Wechsel zwischen statischem Auftritt einer Königs-Parodie und nervösem Umhereilen der Liebhaber auf der Suche nach dem Glück. Pfluger arbeitet die Bedeutungshoheit barocker Gestik mit ein; die Bühne aus Mauer mit Treppen und Podesten wird entlang der Handlung aufgebrochen und verschoben, die Videos bringen ein Stück Modernität ins Getriebe, und die Wutausbrüche der Medea zwingen das Tableau der Figuren zum Handeln. Gut gemacht, ohne den Gesang zu stören.

Naturgemäß müssen die Protagonisten einiges durchmachen, sonst dauerte die fünfaktige Oper nicht an die vier Stunden. Da könnte Langeweile aufkommen, wenn nicht – wie jetzt am Badischen Staatstheater Karlsruhe – so glänzend musiziert und gesungen würde. Das Ensemble Deutsche Händel-Solisten unter Leitung von Michael Form, der – nebenbei bemerkt – auch ein veritabler Blockflötist ist, agiert in historischer Spielweise ebenso hochgespannt wie klangsinnlich; Feuer und Sensibilität, das ergibt eine erregende Mischung.

Gesungen wird von der Hauptfiguren überragend: Counter Valer Sabadus verfügt in der Titelrolle über perfekte Stimmtechnik, die seinem Organ zu geschmeidigem Glanz, unforciertem Fluss und eleganter Phrasengestaltung verhilft. Das hört sich einfach toll an, und der junge Mann kann sich über eine steile Karriere freuen. Ihm ebenbürtig die aus Kuba stammende Sopranistin Yetzabel Arias Fernández, die bezaubernde Nuancen, aufregende Emotionen und inniges Timbre für die Partie der Agilea einbringt. Das lange Liebesduett der beiden mit den sich verschlingenden Gesangslinien gehört zum schönsten, was Händel seinen Figuren zugedacht hat. Daneben die Counter Terry Wey als Arcane in schlanker Ausstrahlung und Flavio Ferri-Benedetti in der Rolle des Königs Egeo; er ist mit Medea verlobt, doch die begehrt den schönen Theseus-Teseo: Roberta Invernizzi profiliert sie mit einigen Wut-Ausbrüchen. Larissa Wäspy spielt und singt voll Koketterie, sie führt Arcane am Gängelband ans Ziel ihrer Wünsche. Mehmet Altiparmak komplettiert mit stabilem Bariton als Priester die beeindruckende Sänger-Riege. Und das Chor-Septett der Athener, Studierende der Musikhochschule Karlsruhe, singt bemerkenswert stark.

Das Premierenpublikum ist einhellig begeistert vom Auftakt der Händelfestspiele in der Fächerstadt. Und wer es dieser Tage nicht schafft hinzugehen, der hat im Februar nächsten Jahres neue Chancen.

Eckhard Britsch







Fotos: Falk von Traubenberg