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Fakten zur Aufführung 

FALSTAFF
(Giuseppe Verdi)
16. Juli 2015
(Premiere am 12. Juli 2015)

Badisches Staatstheater Karlsruhe


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Nichts dazugelernt

Sommertheater im Badischen Staatstheater Karlsruhe. Diese Falstaff-Produktion perlt vor sich hin, moussiert in fröhlicher Unverbindlichkeit und klammert aus, was dem alten Verdi in seiner letzten Oper – vielleicht – am Herzen lag: Wie das Altern bewältigen, wenn die heroischen Taten aus der Jugendzeit nur noch Erinnerung sind und im Verdrängen der Realität Suff und Fressgier die Sehnsucht nach der einstigen Virilität übertünchen. Klar doch, Sir John Falstaff will es noch einmal wissen und sich durch Frauen, die über Kasse und Masse verfügen, mit schönen Augen und einem halbwertigen Adelstitel sanieren. Ein feiner Plan, der durch die lebenslustigen Damen konterkariert wird. Die wollen Spaß und haben ihn, oder doch nicht? Denn am Ende kommt der Katzenjammer und Falstaff fühlt sich bereit zu neuen Unternehmungen.

Diese Figur wird von Pietro Spagnoli mit großer heldenbaritonaler Geste und bemerkenswertem Spielwitz mustergültig dargestellt. Er beherrscht die von Nikolaus Webern angerichtete Bühne, die einige Assoziationen unter anderem zum Sommerheim des Cavaliere Berlusconi zulässt. Darin treiben die Figuren in der Inszenierung von Jacopo Spirei ihr lästerliches, auch lachhaftes Spiel. Das erinnert an manchen Serienkult, wenn die gelangweilten Damen ihr intrigantes Netz spinnen, um Falstaff vorzuführen. Das wirkt auch durch die hübschen Kostüme von Sarah Rolke entspannt und fröhlich. Mehr aber auch nicht. Die „lyrische Komödie“ beinhaltet in Karlsruhe das Komödiantische ausgezeichnet, die seelischen Zeichnungen des Lyrischen bleiben außen vor.

Macht nichts, denn Verdis Tiefgang wird von der Badischen Staatskapelle unter ihrem GMD Justin Brown attraktiv, nahegehend und pointiert serviert. Da freut sich der Hörer zudem, dass ein so feines Paar Nannetta und Fenton mit Emily Hindrichs und Eleazar Rodriguez ausgezeichnet besetzt ist. Auch die intriganten Frauen Alice, Meg und Mrs. Quickly finden in Barbara Dobrzanska, Stefanie Schaefer und Dana Beth Miller typisierende, agile Zeichnung.  Um sie herum wuseln die männlichen Kumpels, Ehemann, Wirt oder Faktotum herum, damit das Spiel am Laufen gehalten wird.

Also alles prima, und dennoch fehlt etwas, wenn sich am Ende alle wieder gut vertragen: Das Gefühl, dass eben doch mehr drin steckt als ein Sommernachtstraum, der das Publikum gut gestimmt in die laue Juli-Nacht entlässt.

Eckhard Britsch







Fotos: Falk von Traubenberg