Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER GRAF VON LUXEMBURG
(Franz Lehár)
20. Juli 2014
(Premiere)

Lehár-Festival Bad Ischl


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Wahrlich kein Schmarrn

Der Schmarrn ist fertig und wenn er keinen Erfolg haben wird, habt ihr es euch selbst zuzuschreiben!“ Mit diesen Worten soll Franz Lehár die Partitur seiner Operette Der Graf von Luxemburg 1909 übergeben haben. In nur vier Wochen hatte er dieses Werk vollendet, da er einem Verlag wegen einer Herbstnovität für das Theater an der Wien im Wort stand. Wie keine zweite Operette Lehárs wurde das Werk zum Vorreiter für die Entwicklung der Salonoperette. „Wir haben stets zwei Hauptpaare, die girren, und die lustigen Leute, die zum Lachen reizen. So finden sich alle Geschmacksrichtungen befriedigt“, umschrieb Lehár das Genre in wenigen Worten. Uraufgeführt am 12. November 1909 im Theater an der Wien, bescherte das Werk dem Komponisten – entgegen seiner eigenen Erwartungen – einen vergleichbaren, internationalen Erfolg wie Die lustige Witwe u nd wurde zu einem der meistgespielten Werke der sogenannten silbernen Operettenära. Und das liegt eindeutig an der genialen Musik, den sprudelnd erfundenen Melodien, die aus hübschen Walzerliedern Welthits entstehen ließen, und nicht am eher anspruchslosen Plot.

Denn die Geschichte gibt nicht viel her. Ein greiser Russenfürst will im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts eine sehr viel jüngere Sängerin erobern. Das was draus wird, zahlt er dem finanzmaroden Grafen von Luxemburg viel Geld dafür, dass dieser diese erstmals heiratet, damit der Fürst sie später standesgemäß heiraten kann. Aber es kommt natürlich anders, als man denkt, und jeder findet seinen richtigen Partner. Anspruchsvoll ist der Stoff nicht gerade, aber welche Operette ist das überhaupt – aber „Schmarrn“ ist er schon lange nicht.

Im kitschig angehauchten Pariser Revuetheater Chat noir, wo Adel und Künstler zusammentreffen, geht Regisseur Wolfgang Dosch mit Schwung zur Sache. Zu sehen gibt es viel: einen funkelnden Eifelturm, einen glitzernden Mond, viel Glamour und Glammer, bunte Kostüme, Karnevalsumzüge und viel nackte Haut. Bedient werden aber auch viele Klischees, vieles wirkt zu überzogen, denn es wird teils zu outrierend gespielt und zu viel gekreischt. Andererseits könnte so manches witziger sein, denn die Pointen werden nicht immer treffsicher gesetzt und gehen teilweise unter.

Aus der Riege der Solisten sticht das girrende Paar heraus: Reinhard Alessandri als fast zu stimmgewaltiger, präsenter und schönstimmiger Graf und Regina Riel als feinsinnige Sängerin Angèle Didier. Besonders der immer wiederkehrende Hit Bist du’s lachendes Glück, das vorüberschwebt… gelingt ihnen bestens.

Miriam Portmann, bislang die Diva in Bad Ischl, präsentiert sich als urkomische Alte, als Gräfin Stasa Kokozowa , eine Luxusbesetzung. Josef Forstner ist ein komischer Fürst Basil Basilowitsch, dem allerdings so manche Pointe verloren geht. Als lustige Leute, als Buffopaar, wissen der schönstimmige und kraftvolle Thomas Zisterer als Maler Armand und die liebreizende, eher kleinstimmig, soubrettenhaft singende Christine Holzwarth als Tänzerin Juliette das Publikum zu faszinieren. Tomaz Kovacic ist auch optisch ein Idealtyp des Doppelagenten Pawlowitsch. Wolfgang Gerold als Marchand und Florian Resetarits als Châteauneuf wirken solide.

Das Franz-Lehár-Orchester unter der Leitung von Marius Burkert musiziert handfest und mitreißend, wobei jedoch so manche Feinheit auf der Strecke bleibt. Der von Georg Smola einstudierte Chor und das von Mandy Garbrecht schwungvoll betreute Ballett beeindrucken ebenfalls.

Viel Applaus im vollen Kongress- und Theaterhaus in Bad Ischl, wobei sich das Lehár-Festival einmal mehr als Mekka der Operette beweisen kann und noch bis Ende August seine Pforten geöffnet hat.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Foto Hofer