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Fakten zur Aufführung 

GIGI
(Frederick Loewe)
19. Juli 2014
(Premiere)

Lehár-Festival Bad Ischl


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Herzerfrischende Natürlichkeit

Die musikalische Komödie Gigi von Frederick Loewe, der die Musik komponierte und Alan Jay Lerner, der für das Buch und die Liedtexte verantwortlich zeichnet, ein dreamteam, das zuvor auch schon das Musical My Fair Lady mit Riesenerfolg herausbrachte, ist einer jener Fälle, bei welchem das Musical zuerst verfilmt und erst später am Theater zu erleben war. Sage und schreibe neun Oscars erhielt der Film aus 1958 mit Leslie Caron in der Titelrolle und dem unvergesslichen Maurice Chevalier, dem Lerner die Rolle des alternden Bonvivants Honoré auf den Leib geschrieben hat. Erst spät, nämlich 1973, hatte die Bühnenfassung des Musicals in New York Premiere. Dann war der Erfolgszug rund um die Welt nicht mehr aufzuhalten.

Jetzt traut sich das Lehár-Festival in Bad Ischl im schönen Salzkammergut über dieses Werk. Die Festspiele haben sich seit dem vergangenen Jahr nicht nur mehr Operetten, sondern auch diesem Genre verschrieben. Und das höchst erfolgreich. In seiner ersten Inszenierung überhaupt setzt Intendant Michael Lakner auf Tempo und viele Details, besonders bei der Zeichnung und Führung der einzelnen Charaktere, lässt rund um den Graben und im Publikum spielen, in Bühnenbildern, die mit raffinierten Projektionen die Verortung der Szenen beschreiben. Die Bühne stammt von Katharina Sautner. Für die gekonnte schwungvolle Choreographie zeichnet Leonard Prinsloo verantwortlich. Wunderbar sind die der Belle Époque nachempfundenen, geschmackvollen Kostüme von Michaela Mayer-Michnay.

„Das Kind hat einen so schönen Kiefer, mit dem sie ganz Paris verschlingen könnte“: So lautend die treffende Diagnose von Tante Alicia über ihre Nichte Gigi. Wie überhaupt Marianne Nentwich in der Rolle der erziehenden alten Grand Dame der Pariser Gesellschaft im Erfolgsmusical mit flotten, köstlichen Sprüchen die Lacher auf ihrer Seite hat. Die wunderbare Kammerschauspielerin der Wiener Josefstadt weiß mit herrlich gespielter Dominanz auch insgesamt zu brillieren. Wie überhaupt bei der Bad Ischler Erstaufführung dieser Komödie mit Musik die „Alten“ mit deutlichster Diktion, Präsenz und die Rollen voll ausfüllend die Aufführung tragen. So sind Helga Papouschek als Gigis Großmutter Ines Alvarez, genannt Mamita, wie auch Kurt Schreibmayer als älterer Lebemann Honoré Lachailles ideal besetzt. Besonders bei ihrem Duett Ich erinnere mich gut sind sie ungemein berührend. Auch wenn vielfach der Sprechgesang vorherrscht. Benjamin Plautz als Neffe Gaston Lachailles, verwöhnter Schnösel, Bonvivant und Inhaber der größten Zuckerraffinerie Frankreichs, spielt besser, als er singt, ist aber immer sehr temperamentvoll. Garbrecht Mandy spielt dessen vorübergehende Geliebte Liane d’Exelmans gekonnt exaltiert. Mit entwaffnendem Charme, herzerfrischender Natürlichkeit, zur Schau getragener kindlicher Naivität, ständig verrenkten Beinen und ihren Wandel zur jungen Dame gekonnt darstellend, spielt und singt Verena Barth-Jurca die Titelpartie. Florian Resetarits ist ein solider Rechtsanwalt. Solide singt auch der Chor, der von Georg Smola einstudiert wurde.

Gyükér László lässt das Franz-Lehár-Orchester differenziert, mit vielen Farben, schwungvoll und mit Verve aufspielen. Da passt alles bestens zusammen.

Stehende Ovationen eines begeisterten Publikums, das jedes Jahr immer wieder gerne nach Bad Ischl anreist.

Für das kommende Jahr sind das Musical My Fair Lady vom gleichen Erfolgsduo und Die ungarische Hochzeit von Nico Dostal geplant.

Helmut Christian Mayer

Fotos: Foto Hofer