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Fakten zur Aufführung 

DER ROSENKAVALIER
(Richard Strauss)
9. November 2014
(Premiere)

Tiroler Landestheater Innsbruck


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

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Liebevoll traditionelle Inszenierung

Es sind diese vielen kleinen Blicke und Gesten, die den gesamten Abend faszinieren: Detailverliebt, liebevoll und ungemein ausgefeilt. Wenn es die beiden jungen Menschen etwa nicht wagen, sich bei ihrer ersten Begegnung direkt in die Augen zu sehen. Verschüchtert schauen sie weg oder auf den Boden. Erst nach der Überreichung der silbernen Rose trifft sich ihr Blick, dann aber lang, innig und verliebt.

Heinz Zednik weiß, worauf es beim Rosenkavalier von Richard Strauss ankommt. Was ja auch kein Wunder ist, denn der beliebte, bald 75-jährige Kammersänger hat mit über 80 Rollen seine Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit längst bewiesen. Er feiert zudem seine sage und schreibe 50-jährige Zugehörigkeit zur Wiener Staatsoper, wo er gerade als Hahn im Schlauen Füchslein von Leoš Janáček auf der Bühne steht. Er führt in letzter Zeit auch vermehrt Regie, etwa schon mehrmals Die Fledermaus von Johann Strauß, aber auch Ariadne auf Naxos von Richard Strauss. Und er bekennt sich dazu, nur Stücke zu inszenieren, die er gut kennt, diese grundsätzlich ohne neue Deutungsversuche und ohne Schnick-Schnack konventionell in Szene zu setzen und immer in jener Zeit zu belassen, in der sie auch tatsächlich spielen. Deswegen hat der Charaktertenor dieses geniale Operndrama am Tiroler Landestheater sehr einfühlsam inszeniert und die zwischenmenschlichen Gefühle der Protagonisten in den Vordergrund gestellt. Er vollbringt keine Regiegroßtat, sondern bleibt immer werkgetreu und punktgenau am Libretto und an der Musik. Traditionell, ideenreich und immer mit einem Augenzwinkern ist seine Personenführung, worin sich auch sein Vorbild Otto Schenk erkennen lässt. In ausnehmend ästhetischen Kostümen und imperial angehauchten Bühnenbildern, die Ausstattung stammt von Michael D. Zimmermann, etwa mit einem wunderbaren Salon im Stil der Zeit von Maria Theresia, lässt er das Werk einfach dort und dann stattfinden, wo und wann es von den Autoren Strauss und Hofmannsthal erdacht wurde.

Und die Sänger scheinen das zu genießen: Allison Oakes ist eine gefühlvolle, elegante, sensible Feldmarschallin mit blühendem Sopran und schöner Phrasierung. Sophie Mitterhuber singt die Sophie empfindsam und glockenrein und spielt entzückend. Valentina Kutzarova ist ein nicht mehr ganz jugendlicher Octavian, sie singt ihn aber exzellent. Andreas Hörl ist ein auffallend junger Ochs. Er singt ihn kraftvoll, ohne dabei derb zu sein. Peter Edelmann ist für den Faninal eine Idealbesetzung. Versiert singen Joshua Lindsay und Jennifer Maines das Intrigantenpaar. Susanna von der Burg ist eine solide Leitmetzerin. Mit wunderbarem Timbre hört man Paulo Ferreira als Sänger. Auch die vielen kleineren Rollen, wie auch die Kinder, lassen kaum Wünsche offen.

Obwohl nicht immer ganz perfekt an Intonation und Feinschliff, vermag das Tiroler Sinfonieorchester Innsbruck unter Alexander Rumpf mit teils recht straffen Tempi viel an luxuriösem Wohlklang zu verströmen, es auch nicht an spannungsvoller Agogik und inniger Emotionalität fehlen zu lassen.

Das Publikum goutiert das und braucht offensichtlich nicht immer neue Deutungsversuche: Großer Jubel für alle Beteiligten!

Helmut Christian Mayer

Fotos: Rupert Larl